Der Staat 191
ıge sie sinnte, rein eigensüchtige Individuen als Mitglieder der
10Witz- Staatsgemeinschaft denkt, wenn man den Blick von der
Blüte Athens oder Roms ihrem Niedergang zuwendet.
in un- Derartige Menschen bedürfen des zwingenden Druckes,
die sie damit der Gesellschaftszustand nicht anarchisch wird.
uftragt In der Zeit der Selbstzerstörung haben denn auch die
ler Ge- Philosophen von Hellas sich von dem athenischen Staats-
treffen, wesen abgewandt und ihre Gedanken sehnsüchtig nach
unden. Sparta, ja nach den Tyranneien Siziliens und nach dem
st not- persischen Königreich schweifen lassen. Keiner von ihnen
x über hat uns eine Schrift hinterlassen, die den Ruhm des ‚grie-
ist es chischen Freistaats verkündet, keiner sieht in Athen das
„Aische Ideal! So wenig entsprachen die faktischen Verhältnisse
gt hat. nach dem Vorübergang der kurzen Blüte noch dem Traum
ehand- der Idee. Monarchisches Regiment wurde der Resigna-
Jeugnis tion das Ideal, um nur herauszukommen aus dem Elend
‚he Ge- der Anarchie; auch das wieder ein Traumgebilde, denn in
Zusam- Monarchien, wie sie nun einmal in Wirklichkeit sind,
ıd. eine konnte der freie Hellene nicht leben, wie auch Wilamowitz
passiv bezeugt. Und dann kam Rom, dessen gewaltiger Macht-
an läßt anstieg eine Zeitlang den Griechen Polybius so geblendet
nn zum hat, daß er ihm den historischen Panegyrikon schrieb. Es
‚sworte hatte dieselbe freie Grundstruktur wie die griechischen
rischen Staaten, aber die Römer waren damals noch andere. Hier
nt, die lernten die Griechen, daß es der Charakter der Staats-
eit ge- angehörigen ist, von dem allein es abhängt, ob eine Ver-
chärm- fassung zum Segen oder zum Fluch wird. Und sie
erzigen lernten dabei auch, daß zur Gesundheit des Staates vor
igegen- Allem die persönliche Intaktheit seines Beamtentums ge-
länder, hört. Eben diese rühmt Polybius bei den Römern, wäh-
je: aufs rend er sie in Griechenland vermißte (VI, 56).
Zu welchem. Staatsideal wir uns selbst hekennen, das
rig ge- hängt von der Stärke unseres persönlichen Machtbedürf-