Erstes Kapitel
Die makroskopische Struktur des Universums:
Die Gestirnwelt
Von allen Naturerscheinungen hat der Anblick des
gestirnten Himmels am frühesten den Erkenntnisdrang
des Menschen erregt. Die Astronomie ist die älteste
Wissenschaft. Wir finden sie — eng verquickt freilich
mit astrologischen Vorstellungen — in den frühesten
Kulturländern, in Ägypten, im Euphrat- und Tigrisgebiet,
in China — dort war man: schon zweitausend Jahre vor
Christus imstande, Sonnenfinsternisse zu berechnen —,
ja auch in den Halbkulturen Amerikas, in Mexiko und
Peru, waren Anfänge der Astronomie vorhanden. Und
so verschieden unsere heutigen Vorstellungen über das
Weltall von denen jener alten Forscher sind, geblieben
ist der tieferhabene Gemütseindruck, der vom gestirnten
nächtlichen Himmel auf den Menschen allezeit ausgeht
und uns die Fragen nach seiner Konstitution und seiner
Herkunft aufdrängt. Zwei Probleme sind es, die uns vom
Standpunkt der allgemeinen Weltanschauung an den
Gestirnen am meisten interessieren: die allgemeine
Struktur des Universums und seine Ent-
wicklung.
Welches sind die Hauptbestandteile, aus denen das
Weltall aufgebaut ist? Welches ist ihre Verteilung im
Raum? Wie bewegen sie sich? Handelt es sich um einen,
wenn auch noch so großen Haufen sinnlos wirr durch-
einander wirbelnder Materie, oder ist das Ganze wohl-
geordnet? Das sind die Hauptfragen, die wir gegenüber
der Gestirnwelt erheben.
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