Kunst und Dichtung 211
Se Se Dreizehntes Kapitel
har Kunst und Dichtung
emeinen Von den höheren Kulturgebieten kann am frühesten
ı wieder zu relativer Vollkommenheit die Kunst gelangen (vgl.
samkeit. Kapitel VIII). Während eigentliche Wissenschaft dem
ilderung primitiven Menschen unbekannt ist und auch die Reli-
xänerung giosität auf einem Niveau verharrt, daß sie uns zwar ein
Gegenstand höchsten Interesses ist, aber uns selbst an
Sittlich- Werten nichts zu bieten vermag, ist es mit ihren künst-
geführte lerischen Erzeugnissen, wenigstens in manchen Fällen,
Brüder anders. Sie vermögen auch uns ein Objekt unmittelbaren
. Gottes, Genusses, nicht nur psychologischer Neugier, zu sein.
»ssenheit Es ist also nicht möglich, von der Kunstbetätigung eines
\hristen- Volkes sogleich auf einen hohen Stand auch in allen
wertung anderen Beziehungen zu schließen.
Tendenz Der Ursprung der bildenden Kunst ist in der
‚ömische Magie gelegen. Sie hat mit der Schrift ein und dieselbe
auch im Wurzel. Durch die Nachbildung eines Objekts glaubt
wenn die der Primitive einen gewissen Fernzauber auf dasselbe
ist. Der auszuüben. Aber auch die Anfänge der Musik, der Dich-
'zeln. ge- tung und des Tanzes befinden sich in engstem Zusammen-
eute die hang mit der Magie wie auch mit der Religion. Denn
ben sich alle primitive Musik, Dichtung und Tanz sind magische
ividuum Mittel. Sie sind nicht bloß das, was sie für uns sind,
größerer sondern gelten als kausale Faktoren, durch die Ereignisse
Ind. doch (der Jagderfolg, die Witterung u.a.) beeinflußt werden.
ich noch Aus diesen Gründen ist die Scheidung von Künstler und
luum im Genießer (Zuschauer und Hörer) nichts Ursprüngliches.
ualitäten Im primitiven Leben fällt beides in weitgehendem Maße
und der zusammen. Am frühesten hat die Scheidung wohl in der
ihnlicher bildenden Kunst eingesetzt.
An fünf Stellen des Erdballs hat eine spon-
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