Full text: Das Weltbild der Gegenwart

244 Die letzten Probleme 
Vorgangs. Der Satz. des Widerspruchs stellt fest, daß 
in der Wirklichkeit keine Widersprüche vorhanden sind. 
Eine überaus wichtige Feststellung, die ein allgemeines 
Strukturgesetz für alle Wirklichkeit überhaupt bedeutet, 
aus dem sich sofort die Folgerung ergibt, daß zwei kon- 
tradiktorische Urteile nicht zugleich wahr (oder falsch) 
sein können. Man kann aus diesem Strukturverhalt der 
Wirklichkeit dann weiter die Norm ableiten: man soll 
einem Dinge nicht dasselbe Prädikat zugleich zuschreiben 
und ihm abstreiten. Aber das ist erst eine nachträgliche 
Ableitung, nicht der Satz des Widerspruchs selbst. Das 
gleiche gilt vom dritten Grundsatz. : Der vierte Satz hätte 
in seiner eigentlichen. Form wohl zu lauten: Jedes Ding 
hat seinen zureichenden Grund (==Ursache). Was wie- 
derum ein Weltgesetzı wäre oder doch zu sein bean- 
spruchen würde. Die gewöhnliche, oben angegebene For- 
mulierung dieses Satzes verschiebt seinen Sinn. Denn 
der zureichende Grund eines Urteils wäre dann kein reales 
Objekt oder ein wirklicher Vorgang, sondern ein rein lo- 
gisches, also überzeitliches Abhängigkeitsverhältnis. (In 
dieser Form ist der Satz übrigens 'sicher falsch. Denn 
unter logischem Grund ist doch wohl die Begründung 
eines Urteils durch einen Schlußzusammenhang zu: ver- 
stehen. Der aber fehlt bei allen Grundsätzen und auch 
bei jedem Wahrnehmungsurteil.) 
Die logischen Grundsätze in ihrer eigentlichsten Ge- 
stalt gelten also für die wirklichen Dinge in ihrer 
Gesamtheit. Es sind Strukturgesetze des Sei- 
enden. Dagegen gelten sie nicht sämtlich für alle 
„Gegenstände überhaupt“, die sich überhaupt denken 
lassen. Die „unmöglichen‘“ Objekte sind z.B. dem Satz 
des Widerspruchs nicht unterworfen. Denn sie schließen 
ja gerade einen Widerspruch in sich —- eben deswegen
	        
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