246 Die letzten Probleme
nicht arithmetischer Natur, d.h. das nicht eins oder
mehreres wäre. Das ist ein metaphrysisches, bisher nicht
formuliertes Grundgesetz. (Und auch wenn ınan Dinge
denkt, die ihm nicht unterworfen wären, so sind doch
auch sie eins oder mehrere; vgl. Kants Gedanken vom
Ding an sich.) So sind die Gesetze der Arithmetik ebenso
von Realitätsgehalt wie die logischen Grundsätze. Von
den. Sätzen der euklidischen Geometrie kann dagegen nicht
mit gleicher Bestimmtheit behauptet werden, daß die
Wirklichkeit ihnen in allen ihren Teilen unterworfen sei,
denn es ist unbeweisbar, daß sie überall von euklidischer
Raumstruktur ist.
Der Mathematiker braucht sich um diese Frage
der objektiven Geltung der Arithmetik nicht im geringsten
zu bekümmern, Wie er bei seinen Definitionen nicht
fragt, ob die Wirklichkeit unter diese Begriffe fällt,
so kann er auch die Axiome rein als Spielregeln des
mathematischen Denkens ansehen. Das darf uns aber
Nicht daran irre machen und nicht darüber hinweg-
täuschen, daß sie in Wirklichkeit mehr als das sind und
Aussagen über die Struktur der Zahlenwelt und damit
auch über die ein arithmetisches Gefüge aufweisende
Wirklichkeit machen.
Man ist auf die Tatsache dieser allgemeinen logischen
Weltgesetze bisher nicht hinreichend aufmerksam ge-
worden. Aber an ihrem Dasein ist kein Zweifel. Es ist
eine Ontologie, eine apriorische Seinslehre über
die Wirklichkeit in gewissem Umfange in der Tat möglich.
Und es wird kein Zweifel sein, daß ein weiteres tieferes
Eindringen in die allgemeinste Struktur der Welt durchaus
im Bereich des Möglichen liegt und höchst notwendig ist,
Kant hat durch solche, teilweise freilich nur ver-
meintlichen apriorischen Erkenntnisse den Anlaß zur