Full text: Das Weltbild der Gegenwart

266 Die letzten Probleme 
auf sie übertragen von den durch sie ausgelösten Ge- 
fühlen her. 
Die Bereiche des Sittlichen und des Ästhetischen sind 
aber nicht die einzigen, innerhalb deren wir Werte vor- 
finden. Daneben stehen noch zwei andere Sphären mit 
ebenso Werte enthaltenden Ichzuständen. Es sind das 
die Gebiete des Religiösen und des Erkennens. 
Man hat bisher das religiöse Erleben immer 
unter Gesichtspunkten betrachtet, die nicht den Kern 
treffen: unter dem Gesichtspunkt der Erkenntnis oder 
unter dem der Ethik. Man hat einmal gefragt nach den 
metaphysischen Lehren der Religion und anderseits nach 
ihrem Einfluß auf die Sittlichkeit. Beide Betrachtungs- 
weisen sind zwar an sich durchaus gerechtfertigt. Es ist 
über ihnen aber übersehen worden, was das Spezifische 
des religiösen Lebens ausmacht, obwohl doch schon 
Schleiermacher den richtigen Weg im Auge hatte. 
Die intellektuelle Betrachtung der Religion trifft 
lediglich einen Bestandteil der Religion, der freilich von 
der größten Bedeutung ist und in keiner Religion fehlen 
darf. Ja, er macht gewissermaßen das Gerippe ihres 
Lebens aus. Es gibt keine Religion, die nicht auf be- 
stimmten Überzeugungen über das Weltganze und sein 
Verhältnis zu Gott beruhte und die nicht in ihrem ganzen 
Wesen geändert würde, wenn man diese Überzeugungen 
in. ihren wesentlichen Punkten erschüttern würde. Vom 
Christentum ist die Idee eines guten allwissenden Gottes 
unabtrennbar. Man kann sie nicht durch buddhistische 
oder Negermetaphysik ersetzen. Ebenso kann man in das 
Judentum nicht die Trinitätslehre und die Heiligenwelt 
des Katholizismus einfügen, ohne zugleich sein ganzes 
Wesen —- nicht nur seinen Weltbegriff — zu ändern. 
Aber die intellektuelle metaphysische Überzeugung
	        
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