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Handeln und Produciren und seine ursprüngliche Identität mit dem
Bewußten. Die Kunst ist eben deßwegen dem Philosophen das Höchste,
weil sie ihm das Allerheiligste gleichsam öffnet / wo in ewiger und
ursprünglicher Vereinigung gleichsam in Einer Flamme brennt, was in
der Natur und Geschichte gesondert ist, und was im Leben und Handeln,
ebenso wie im Denken, ewig- sich fliehen muß. Die Ansicht, welche der
Philosoph von der Natur künstlih sich macht, ist für die Kunst die
ursprünglihe und natürliche. Was wir Natur nennen, ist ein Gedicht,
das in geheimer wunderbarer Scrift verschlossen liegt. Doh könnte
das Räthsel sich enthüllen, würden wir die Odyssee des Geistes darin
erfennen , der wunderbar getäuscht, sich selber suchend , sich selber flieht;
denn dur< die Sinnenwelt blickt nur wie dur< Worte der Sinn, nur
wie durc< halbdurchsichtigen Nebel das Land der Phantasie, nach dem
wir trachten. Jedes herrliche Gemälde entsteht dadurch gleichsam , daß
die unsichtbare Scheidewand aufgehoben wird, welche die wirklihe und
idealisc<e Welt trennt, und ist nur die Oeffnung, durc< welche jene
Gestalten und Gegenden der Phantasiewelt, welche durch die wirkliche
nur unvollkommen hindur<schimmert, völlig hervortreten. Die Natur
ist dem Künstler nicht mehr, als sie dem Philosophen ist, nämlich nur
die unter beständigen Einschränkungen erscheinende idealis<e Welt, oder
nur der unvollkommene Widerschein einer Welt, die nicht außer ihm,
sondern in ihm existirt.
Woher denn nun aber dieser Verwandtschaft der Philosophie und
der Kunst unerachtet der Gegensatz beider komme, diese Frage ist schon
dur< das Vorhergehende hinlänglich beantwortet.
Wir schließen daher mit der folgenden Bemerkung. =- Ein System
ist vollendet, wenn es in seinen Anfangspunkt zurückgeführt ist. Aber
eben dieß ist der Fall mit unserem System. Denn eben jener ursprüng-
lihe Grund aller Harmonie des Subjektiven und Objektiven, welcher
in seiner ursprünglichen Identität nur durch die intellektuelle Anschauung
dargestellt werden konnte, ist es, welcher durch das Kunstwerk aus dem
Subjektiven völlig herau8gebracht und ganz objektiv geworden ist, der-
gestalt, daß wir unser Objekt, das I< selbst, allmählih bis auf den