Full text: 1802 - 1803 (1. Abtheilung, 5. Band)

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sie bildete in der Mythologie eine zweite Welt mit absoluter Ob- 
jeftivität, und nicht das Werk einzelner Individuen als Individuen 
war die Mythologie , sondern das eines ganzen Geschlechts , sofern 
es selbst Individuum (S. 414). Diese Nothwendigkeit muß 
freilich später in der Philosophie der Mythologie einer ganz ande- 
ren Plaß machen. Das Geschlecht, „das einem einzelnen Men- 
schen gleich," wird zum menschlichen Bewußtseyn selbst = in 
welhem auch allein die Totalität dem Individuum gleich ist = 
und in diesem erzeugen sich die Göttervorstellungen ursprüng- 
liH ohne alles Zuthun der Phantasie mit einer Nothwendigkeit, die 
sih durchaus nicht von Ideen oder von einer idealen Regel her- 
schreibt, sondern von einer Katastrophe des menschlichen Bewußt- 
seyns und einem daraus folgenden unwillfürlichen Proceß, dem 
das Bewußtseyn hingegeben ist, unter dem es leidet. 
Es dürfte somit die vollständige Veröffentlihung der Phito- 
sophie der Kunst aus verschiedenen Gründen gerechtfertigt und etliches 
aus diesem vor mehr als 50 Jahren gehaltenen Vortrag vielleicht 
selbst denen nicht unwillkommen seyn, welche heutzutage an dieser 
Wissenschaft arbeiten. 
Zum Schlusse noFH die Erinnerung, daß der Zeitfolge nach 
zum Inhalt dieses Bandes auch die im Jahr 1802 geschriebenen 
Zusäße zur zweiten Auflage der Ideen zu einer Philosophie der 
Natur (Band 2 dieser Ausgabe) gehören, von welchen überdieß 
der erste, der die Ueberschrift hat „Darstellung der allgemeinen 
Idee der Philosophie überhaupt und der Naturphilosophie insbe- 
sondere als nothwendigen und integranten Theils der ersteren" mit 
der viel besprochenen Abhandlung über das Verhältniß der Natur- 
philosophie zur Philosophie überhaupt in einiger Verwandtschaft steht. 
Eßlingen, im Oktober 1859. 
K. F. A. Schelling.
	        
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