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sie bildete in der Mythologie eine zweite Welt mit absoluter Ob-
jeftivität, und nicht das Werk einzelner Individuen als Individuen
war die Mythologie , sondern das eines ganzen Geschlechts , sofern
es selbst Individuum (S. 414). Diese Nothwendigkeit muß
freilich später in der Philosophie der Mythologie einer ganz ande-
ren Plaß machen. Das Geschlecht, „das einem einzelnen Men-
schen gleich," wird zum menschlichen Bewußtseyn selbst = in
welhem auch allein die Totalität dem Individuum gleich ist =
und in diesem erzeugen sich die Göttervorstellungen ursprüng-
liH ohne alles Zuthun der Phantasie mit einer Nothwendigkeit, die
sih durchaus nicht von Ideen oder von einer idealen Regel her-
schreibt, sondern von einer Katastrophe des menschlichen Bewußt-
seyns und einem daraus folgenden unwillfürlichen Proceß, dem
das Bewußtseyn hingegeben ist, unter dem es leidet.
Es dürfte somit die vollständige Veröffentlihung der Phito-
sophie der Kunst aus verschiedenen Gründen gerechtfertigt und etliches
aus diesem vor mehr als 50 Jahren gehaltenen Vortrag vielleicht
selbst denen nicht unwillkommen seyn, welche heutzutage an dieser
Wissenschaft arbeiten.
Zum Schlusse noFH die Erinnerung, daß der Zeitfolge nach
zum Inhalt dieses Bandes auch die im Jahr 1802 geschriebenen
Zusäße zur zweiten Auflage der Ideen zu einer Philosophie der
Natur (Band 2 dieser Ausgabe) gehören, von welchen überdieß
der erste, der die Ueberschrift hat „Darstellung der allgemeinen
Idee der Philosophie überhaupt und der Naturphilosophie insbe-
sondere als nothwendigen und integranten Theils der ersteren" mit
der viel besprochenen Abhandlung über das Verhältniß der Natur-
philosophie zur Philosophie überhaupt in einiger Verwandtschaft steht.
Eßlingen, im Oktober 1859.
K. F. A. Schelling.