Full text: 1802 - 1803 (1. Abtheilung, 5. Band)

393 
um die Lust ihres Lieblings zu befriedigen. Aber dann wäre sie auch 
nicht mehr die Göttin der Liebe, und darum- kein Gegenstand der Phan- 
tasie mehr, für die das Allgemeine und Absolute im Besonderen =- in 
der Begrenzung =- das Höchste ist. 
Man kann also, ven dieser Seite -die Sache angesehen, mit 
Moriz sagen, daß es eben die gleichsam fehlenden Züge sind in den 
Erscheinungen der Göttergestalten, was ihnen den höchsten Neiz gibt 
und sie wieder untereinander verfliht. Das Geheimniß alles Lebens 
ist Synthese des Absoluten -mit der Begrenzung. Cs gibt ein gewisses 
Höchstes in der Weltanschauung, das wir zur vollfommenen Befriedi- 
gung fordern, es ist: hö<stes Leben, freiestes, eigenstes Daseyn und 
Wirken ohne Beengung oder Begrenzung des Absoluten. Das Absolute 
an und für sich bietet keine Mannichfaltigkeit dar, es ist insofern für 
den Verstand eine absolute, bodenlose Leere. Nur im Besonderen ist 
Leben. Aber Leben und Mannichfaltigkeit , oder überhaupt Beson d e- 
ves ohne Beschränkung des schlechthin Einen , ist ursprünglich und an 
sich nur dur< das Princip der göttlichen Imagination, oder, in der 
abgeleiteten Welt, nur durch die Phantasie möglich, die das Absolute 
mit der Begrenzung zusammenbringt und in das Besondere die ganze 
Göttlichkeit des Allgemeinen bildet. Dadurch wird das Universum be- 
völkert, nach diesem Gesetz strömt vom Absoluten, als dem schlechthin 
Einen , das Leben aus in die Welt; nach demselben Gesetz bildet sich 
wieder in dem Reflex der menschlichen Einbildungskraft das Universum 
zu einer Welt der Phantasie aus, deren dur<gängiges Gesetz Absolut- 
heit in der Begrenzung ist. 
Wir verlangen für die Vernunft sowohl als für die Einbildungs- 
kraft, daß nichts im Universum gedrückt, vein beschränkt und unterge- 
vrdnet sey. Wir fordern für jedes Ding ein besonderes und freies 
Leben. Nur der Verstand ordnet unter, in der-Vernunft und in der 
Einbildungskraft ist alles frei und bewegt sich in dem gleichen Aether, 
ohne sich zu drängen und zu reiben. Denn jedes für sich ist wieder 
das Ganze. Der Anblick der reinen Beschränktheit ist von dem unter- 
| geordneten Standpunkt aus bald lästig, bald schmerzlich, bald sogar
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.