Full text: 1802 - 1803 (1. Abtheilung, 5. Band)

399 
' betrifft, so wird die Begrenzung, die bei ihm bis zur Häßlichkeit geht, 
in der Dichtung wieder Quell des unversiegbaren Scerzes und im 
Kreis der Götter selbst eines unauslöshlihen Gelächter8, wenn er den 
Nektarbecher herumreicht. 
Vorzüglich - zeigt sich nun das Schöne als Canon aller -Götterbil- 
dung in der Milderung alles Furchtbaren und Schrelichen durc< das 
Schöne. Die Parcen, nach der ältesten Dichtung Töchter ver Nacht, 
nach einer späteren des Jupiter und der Themis, sind nicht nur in der 
bildenden Kunst mit hoher Sc<önheit gebildet, sondern auch die ganze 
Vorstellung der Phantasie von ihnen deutet auf diese Milderung hin. 
Dienerinnen der unerbittlichen Nothwendigkeit führen sie doch das höchste 
Geschäft, die Lenkung der menschlichen Dinge, wie die leichteste Arbeit 
-=- als einen zarten Faden, der durch ihre Hände läuft, der sanft und 
ohne Mühe zerschnitten wird. 
8. 34. Die Götter bilden nothwendig unter sich wie- 
der eine Totalität, eine Welt (hiermit gehe ih in die innere 
Construftion ein). =- Denn da in jeder Gestalt vas Absolute mit Be- 
grenzung geseßt ist, so setzt sie eben dadurch andere voraus / und mittel- 
bar oder unmittelbar jede einzelne alle anderen und alle jede einzelne. 
Demnach bilden sie nothwendig unter sich wieder eine Welt, worin alles 
durcheinander wechselseitig bestimmt ist, ein organisches Ganzes, eine 
Totalität , eine Welt. 
8. 35. Einzig, indem die Götter unter sich eine Welt 
bilden, erlangen sie eine unabhängige Existenz für die 
Phantasie oder eine unabhängige poetische Existenz. Dieser 
Satz folgt „unmittelbar, denn nur dadurch werden sie Wesen einer 
eignen Welt, die ganz für sich besteht und von der in8gemein sogenann 
ten wirklichen völlig getrennt ist. Jede Berührung mit der gemeinen 
Wirklichkeit oder mit Begriffen dieser Wirklichkeit zerstört nothwendig 
den Zauber dieser Wesen selbst, denn dieser beruht eben darauf, daß 
es nach 8. 29 zu ihrer Wirklichkeit nichts anderes als die Möglichkeit 
bedarf, daß sie also in einer absoluten Welt leben, welche veal anzu- 
schauen nur der Phantasie möglich ist.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.