Frühester Zustand der Kruste.
richtige Erstarrungskruste vor uns hätten, so wäre das doch nicht erste Erstarrungs-
kruste im zeitlichen Sinn, sondern es wäre eine spätere Abscheidung aus dem sub-
krustalen Magma, die wahrscheinlich heute noch vor sich geht,
Wenn wir somit schon im ältesten bekannten Archaikum einer Erdkruste begegnen,
auf der sich bedeutende Gebirgsfaltungen abgespielt haben, ohne daß dabei die Kruste zer-
rissen und ungezügelt innere Glutmassen nach außen gedrungen sind: wenn im Gegenteil
ein durchaus lokalisierter Vulkanismus herrschte, wie in späteren Perioden auch; wenn wir
ferner Sedimenten begegnen, die noch ihre ursprüngliche Schichtung zeigen, so müssen wir
annehmen, daß schon die altarchäische Zeit ungeheuer weit von einem noch älteren Zeitraume
entfernt war, in welchem auch die Kruste noch so dünn gewesen war, daß Faltungen die
inneren Glutschlünde auf weite Strecken hin freilegen mußten; von Sedimentbildung, wie
in späterer Zeit, die wir Archaikum nennen, war noch keine Rede. Den langen Zeitraum,
den wir zwischen der ersten Krustenbildung und dem Eintritt eines normalen Wasserkreis-
laufes und normaler Sedimentationsbedingungen, wie wir sie in den als „archäisch‘‘ be-
zeichneten metamorphosierten Ablagerungen vertreten finden, unbedingt annehmen müssen,
bezeichne ich als „,Präarchaikum‘‘, Diesem Weltalter geht aber natürlich ein Zeitraum voraus,
der zwischen der Bildung des ersten Krustenhäutchens und der Konstituierung einer de-
finitiven stabilen Kruste liegt. Ich nenne ihn ‚,Pyrarchaikum“.
Man hat sich allerlei Vorstellungen gemacht vom Aussehen und dem at-
mosphärischen und hydrosphärischen Zustand der ältesten Erdoberfläche. Je .nach
dem Standpunkt, den man zu den verschiedenen Erdentstehungstheorien einnimmt,
wird man natürlich auch jene ältesten Zustände verschieden konstruieren. Nach der
Kant-Laplaceschen Theorie müßte zuerst eine rein aus dem Glutfluß entsprungene
Erstarrungskruste dagewesen sein. Nach der wohl brauchbareren Planetesimal-
theorie, wonach der Erdkörper eine Vereinigung von isolierten Weltkörpern ist, die
keineswegs mit der ältesten, uns geologisch gar nicht unmittelbar zugänglichen Zeit
abgeschlossen zu sein braucht, hätte man, wie Chamberlin es auseinandersetzt,
etwa folgende Epochen anzunehmen:
1. Astral-Ära: Separation des Erdmaterials aus dem Urzustand, Aggregation
in einem rotierenden Gassphäroid;
2. schmelzflüssige Ära: Kondensation des Gesteinsmaterials, umgeben mit
einer heißen Dampfatmosphäre;
3. gesteinsbildende Ära: innere Verhärtung des Erdkörpers durch den Eigen-
druck, dann Verhärtung außen;
4. urvulkanische Ära: Heftigster Vulkanismus infolge der Auskristallisierung
des Magmas oder plutonischer Spannungen.
Gleichzeitig mit diesen Vorgängen kam auch die Einwirkung der Atmo- und
Hydrosphäre. Die Atmosphäre mag sehr dicht gewesen sein; die Frage ist nur, ob
sie alle Kohlensäure und den Wasserdampf enthielt, den später die Erde an sich
band. Mit der Einwirkung der dampfhaltigen Atmosphäre, also auch der beginnenden
Hydrosphäre lagerte sich zum erstenmal Sedimentäres zwischen das Vulkanische ein,
wenn auch dieses Sedimentäre vielleicht sofort kristallinisches Gefüge annahm. Dann
kommt die:
5. sedimentäre Ära, gekennzeichnet durch das Dominieren der atmo- und hydro-
sphärischen Reaktion und Zurücktreten des Vulkanismus. Klastische Materialien,
regulärer Kreislauf des Wassers. Das ist jene Epoche, die wir erst als eigentliches