| Erde und Mond.
schied sich eine nicht ganz gleichmäßige Kruste ab; es bildeten sich einzelne festere
Schollen in einem flüssigeren Magma. Da sie nicht alle dieselbe stoffliche Konsistenz
hatten, sanken sie verschieden tief ein, ihre aneinanderliegenden Oberflächen lagen
deshalb verschieden hoch. Sobald sie miteinander verbunden wurden, was bei
weiterer Abkühlung der Fall war, und sobald Umlagerungen auf ihnen von der einen
zur anderen vor sich gingen, traten Spannungen ein, die zu tektonischen Ver-
schiebungen führten. Auch die Zunahme der Verfestigung führte zu größerer
spezifischer Dichte der einzelnen Schollen, die nun weiter einsanken. Aus allen
diesen Anfangszuständen ergaben sich sofort gewisse grundlegende Anfangsdifferenzen
im Niveau der verfestigten Schollen, also ein grundlegend verschiedenes Anfangs-
relief der endgültig verfestigten Erdkruste. Durch die nun einsetzende weitgehende
Umarbeitung der Krustenteile wurden neue isostatische Verhältnisse geschaffen.
Aber auch thermische Wirkungen entstanden. Da nämlich unter den Senken die
Abkühlung infolge der größeren Dünne der Kruste rascher wirkt, wird sich dort
mehr Magma verfestigen, die Kruste also noch mehr sinken; unter den Geantiklinalen
ist es umgekehrt. Und num beginnt durch Sedimentation und diese inneren Um-
wandlungen, wobei noch spätere Neueinschmelzungen des gesunkenen Materials
hinzukommen, jenes Wechselspiel der isostatischen und damit epirogenetischen
und orogenetischen Kräfte, welche die erdgeschichtlichen Veränderungen weiterhin
ausmachen,
2. Erde und Mondeinfluß.
Literatur: Darwin G. H., Ebbe und Flut. Übers. v. A. Pockels. Leipzig 1911. — Fauth
Ph., Hörbigers Glazialkosmogonie. Kaiserslautern 1913. — Hummel K., Welteislehre und
Geologie. In dem Sammelband ‚,Weltentwicklung und Welteislehre‘“. Potsdam 1925. —
Pickering H. The place origin of the moon ete. Journ. of Geology. Vol. 15. Chicago
1907. S. 23. — Prey A., Mainka C. und Tams E, Einführung in die Geophysik.
: Berlin 1922,
Eine Grundfrage der Paläogeographie, die freilich von einer auch nur einiger-
maßen richtunggebenden Beantwortung noch weit entfernt bleibt, ist die nach
den früheren astronomischen Konstellationen, unter denen die Erde stand und sich
im Planetenraum bewegte und unter denen sie selbst wohl teilweise auch andere
Kigenbewegungen und andere Eigenstellungen (Polverschiebungen) einnahm. Da
wir unmittelbar gar nichts aussagen können und da das Wissen über die Jetztwelt-
zustände auch hier ganz dürftig ist und kaum gestattet, unmittelbar daraus irgend-
welche Vorweltverhältnisse abzuleiten, so wird man sich einstweilen mit der Dis-
kussion der erkennbaren Möglichkeiten zufriedengeben, ohne einen entschiedenen
Standpunkt einzunehmen; aber immerhin gelangt man so zu einer scharfen Frage-
stellung, die wertvoll für den Gang der Forschung sein kann.
Kine der wichtigsten kosmischen Beziehungen des Erdkörpers ist sein Ver-
hältnis zum Monde. Schon die Ebbe und Flut, die der Trabant auf dem Erdkörper
hervorruft, ist ein Angelpunkt geophysikalischer und astrophysikalischer Forschung,
ist eine Erscheinung, die sich nicht nur an allerhand direkten und indirekten Wir-
kungen und Rückwirkungen heutzutage äußert, sondern die ein ganz anderes Aus-
sehen und einen ganz anderen Umfang gehabt und geologisch entsprechend anders-
artig gewirkt haben müßte, wenn es wahr wäre, daß die Entfernung Erde—Mond