Full text: Paläogeographie ([4.Teil])

| Erde und Mond. 
schied sich eine nicht ganz gleichmäßige Kruste ab; es bildeten sich einzelne festere 
Schollen in einem flüssigeren Magma. Da sie nicht alle dieselbe stoffliche Konsistenz 
hatten, sanken sie verschieden tief ein, ihre aneinanderliegenden Oberflächen lagen 
deshalb verschieden hoch. Sobald sie miteinander verbunden wurden, was bei 
weiterer Abkühlung der Fall war, und sobald Umlagerungen auf ihnen von der einen 
zur anderen vor sich gingen, traten Spannungen ein, die zu tektonischen Ver- 
schiebungen führten. Auch die Zunahme der Verfestigung führte zu größerer 
spezifischer Dichte der einzelnen Schollen, die nun weiter einsanken. Aus allen 
diesen Anfangszuständen ergaben sich sofort gewisse grundlegende Anfangsdifferenzen 
im Niveau der verfestigten Schollen, also ein grundlegend verschiedenes Anfangs- 
relief der endgültig verfestigten Erdkruste. Durch die nun einsetzende weitgehende 
Umarbeitung der Krustenteile wurden neue isostatische Verhältnisse geschaffen. 
Aber auch thermische Wirkungen entstanden. Da nämlich unter den Senken die 
Abkühlung infolge der größeren Dünne der Kruste rascher wirkt, wird sich dort 
mehr Magma verfestigen, die Kruste also noch mehr sinken; unter den Geantiklinalen 
ist es umgekehrt. Und num beginnt durch Sedimentation und diese inneren Um- 
wandlungen, wobei noch spätere Neueinschmelzungen des gesunkenen Materials 
hinzukommen, jenes Wechselspiel der isostatischen und damit epirogenetischen 
und orogenetischen Kräfte, welche die erdgeschichtlichen Veränderungen weiterhin 
ausmachen, 
2. Erde und Mondeinfluß. 
Literatur: Darwin G. H., Ebbe und Flut. Übers. v. A. Pockels. Leipzig 1911. — Fauth 
Ph., Hörbigers Glazialkosmogonie. Kaiserslautern 1913. — Hummel K., Welteislehre und 
Geologie. In dem Sammelband ‚,Weltentwicklung und Welteislehre‘“. Potsdam 1925. — 
Pickering H. The place origin of the moon ete. Journ. of Geology. Vol. 15. Chicago 
1907. S. 23. — Prey A., Mainka C. und Tams E, Einführung in die Geophysik. 
: Berlin 1922, 
Eine Grundfrage der Paläogeographie, die freilich von einer auch nur einiger- 
maßen richtunggebenden Beantwortung noch weit entfernt bleibt, ist die nach 
den früheren astronomischen Konstellationen, unter denen die Erde stand und sich 
im Planetenraum bewegte und unter denen sie selbst wohl teilweise auch andere 
Kigenbewegungen und andere Eigenstellungen (Polverschiebungen) einnahm. Da 
wir unmittelbar gar nichts aussagen können und da das Wissen über die Jetztwelt- 
zustände auch hier ganz dürftig ist und kaum gestattet, unmittelbar daraus irgend- 
welche Vorweltverhältnisse abzuleiten, so wird man sich einstweilen mit der Dis- 
kussion der erkennbaren Möglichkeiten zufriedengeben, ohne einen entschiedenen 
Standpunkt einzunehmen; aber immerhin gelangt man so zu einer scharfen Frage- 
stellung, die wertvoll für den Gang der Forschung sein kann. 
Kine der wichtigsten kosmischen Beziehungen des Erdkörpers ist sein Ver- 
hältnis zum Monde. Schon die Ebbe und Flut, die der Trabant auf dem Erdkörper 
hervorruft, ist ein Angelpunkt geophysikalischer und astrophysikalischer Forschung, 
ist eine Erscheinung, die sich nicht nur an allerhand direkten und indirekten Wir- 
kungen und Rückwirkungen heutzutage äußert, sondern die ein ganz anderes Aus- 
sehen und einen ganz anderen Umfang gehabt und geologisch entsprechend anders- 
artig gewirkt haben müßte, wenn es wahr wäre, daß die Entfernung Erde—Mond
	        
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