Rz Die vorweltlichen Tieiseeablagerungen,
also Zwischenrücken in den damaligen alpinen Geosynklinalen. Man weiß, sagt
Steinmann weiter, daß in jenen alpinen Meeren sich oft in sehr kurzer Zeit Sedimente
von mehreren tausend Metern Mächtigkeit ablagerten und daß diese Ablagerungen
nur dadurch vor sich gehen konnten, daß sich der ehemalige Meeresboden in derselben
Zeit entsprechend abgesenkt hatte. So sei es doch nicht weiter zu bezweifeln, daß
dort, wo solche Absenkungen sich bildeten, aber nun kein nennenswertes Sediment
hineingefrachtet wurde, sich eben am Boden solcher Senken richtige Tiefseeab-
Jagerungen, auch organogener Natur und, durch die Auflösung, auch rote Tone
analog den jetzigen abyssischen Tonen bilden mußten.
Beispiele hierfür führt Steinmann in genügender Zahl an. So macht er, um nur
weniges herauszugreifen, auf jenen Sedimentationszyklus aufmerksam, der in den Südalpen
vom Lias bis in die Unterkreide hinein sich abspielt. Vom unteren Lias bis in den Dogger
lassen sich die Stufen durch Ammoniten charakterisieren; dann kommt eine 50 bis 60 m
mächtige kalkig-mergelige Schichtfolge ohne Fossilien. Es schalten sich rote bis grüne Tone
ein, Hornsteinlagen und Kalkknollen ebenso. Durch Zunahme der Kiesellagen entwickelt
sich aus dem Liegenden nun der Radiolarit, und was diese Zone an Fossilien führt, nämlich
Aptychen von Ammoniten, Belemniten und Radiolarien, deutet auf Hochseetiere plank-
tonischer und nektonischer Art. Bestimmte Anzeichen erweisen es, daß analog den Vor-
gängen in der heutigen „Tiefsee herabfallende Schalen aufgelöst wurden. Dann kommen
wieder Kalksteine des Tithons und der Unterkreide, außerordentlich rein und mit einheit-
licher Foraminiferenfauna. Die Grundmasse des Kalkes selbst besteht aber aus Kokkolithen.
Also auch ein typisches Tiefseegestein. Mit der Oberkreide setzen dann rasch Flachwasser-
schichten (Rudistenkalke) ein und der Zyklus ist vollendet. Es ist also kein Zweifel, daß der
Kern dieses Zyklus ein euabyssischer Sedimentabsatz ist,
Es gibt noch andere auffallende Beispiele derartiger „Tiefseebildungen”” in der geo-
logischen Vorzeit und auffallenderweise auch aus gar nicht weit zurückliegender Zeit. So
sind auf Trinidad und auf Neu-Guinea jungtertiäre Zwischenlagen von echten Globigerinen-
schlicken nachgewiesen und merkwürdigerweise auch auf Malta.
Auch in ganz alten Formationen gibt es solche Radiolarite und Tiefseegesteine, wie
etwa die Hornsteinschiefer in den silurischen Graptolithenkalken, die vollkommen den
alpinen Ablagerungen der Jurazeit gleichen, welch letztere übrigens auch noch in Kalifornien
in gleicher Art und von gleichem Alter vorkommen.
Es ist nun von verschiedenen Seiten gegen die Tiefseenatur solcher Sedimente
eingewendet worden, sie seien unmittelbar, sowohl vertikal, wie horizontal mit
Flachwasserbildungen verknüpft. Steinmann wendet, wohl mit Recht, dagegen
ein, daß solche seitlichen Verknüpfungen ja nichts dagegen beweisen, daß dort,
wo die Schichten rein vorkommen, sie eben auch in echter Tiefsee entstanden sind.
Er weist auf die ostalpinen Jurahornsteinschiefer hin, deren Verbindung mit brec-
ciösen Sedimenten lediglich die Ufernähe oder, wo sie teilweise sogar mit Korallen-
riffkalken verbunden sind, lediglich das Bestehen untermeerischer Rücken beweise.
Dies um so mehr, als ja die Verbindung mit Flachwasserschichten gegen den Alpen-
rand hin erst erscheine, aber nicht im Kern der alten universellen alpinen Geosyn-
klinale.
Alles das kann und muß man als objektiven Tatsachenbestand unumwunden
zugeben. Und dennoch liegt der Schluß auf das Bestehen von „echter“ Tieisee im
heutigen Sinn nicht so nahe, wie man wohl meint. Vor allen Dingen sieht man an
den erwähnten jungzeitlichen Vorkommen von Tiefseeschlicken, insbesondere den
von Malta und Trinidad, mitten in Sedimenten und auf Flächen, die zweifellos
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