Full text: Nord- und Südpolarländer ([31. Teil])

Allgemeine Züge der Polarnatur. 51 
die wichtige Charakterpflanze, vorzüglich angepaßt an das stürmische Klima, ist Azorella 
che Selago, die auch auf den Hochflächen des Feuerlandes ähnlich mächtige Polster 
;eln bildet, Auch die Insektenfauna (darunter 10 kleine Käfer und 8 Dipteren, von 
In denen 6 mit verkümmerten Flügeln) ist arm, aber sehr eigentümlich, Von höheren 
üd- Tieren haben sich jüngst Kaninchen massenhaft eingebürgert, während die früheren 
dig Herden von Elephantenrobben sehr dezimiert sein sollen. Walfischfang wird auf 
hre der Inselgruppe, die politisch zu Frankreich gehört, nur in geringer Ausdehnung 
ind betrieben. Das Hochgebirge mit seinen Gletschern und überhaupt die ganze West- 
)00, küste ist noch fast völlig unbekannt. 
len- D. Die Polarnatur in ihrer Gesamtheit. 
6% Wir haben jetzt die wichtigsten Polarländer und Gebiete jedes für sich geschil- 
Eon dert. Im großen ganzen bilden sie doch alle zusammen eine Einheit, ausgezeichnet 
alag durch eine Reihe von Naturzügen, die in anderen Gegenden gar nicht oder doch nur 
Sen unter ganz bestimmten Ausnahmeverhältnissen vorkommen. Wir wollen hier in 
ers größter Kürze die wichtigsten dieser Naturzüge betrachten”®), ! 
st 1. Berggrund, Landschaftsformen und Bodentypen. In ihrem Aufbau schließen sich 
SO die drei größten bekannten polaren Landmassen eng an je einen nächstliegenden 
pch- Kontinent an, und zwar der amerikanische Polararchipel nebst Grönland an das 
ber- nördliche Nordamerika, Ostantarktika an Indoaustralien und Westantarktika an 
ache Südamerika. Geologisch herrscht aber hier wie in anderen größeren Landmassen 
MS der stärkste Wechsel, so daß man aus diesem Grunde auf den geologischen Bau 
ben keine Einteilung in natürliche Landschaften begründen kann. Ebensowenig lassen 
tel sich für eine solche Einteilung die Landformen verwenden. Alte, oft fast völlig 
abgetragene und junge Gebirgsketten, Horste und Verwerfungsgräben, junge 
olen Vulkanberge können in allen Regionen vorkommen. Interessant sind aber einige 
ben- Formen, die freilich nicht ausschließlich polar sind, aber doch wie es scheint, 
sch nur in Gegenden vorkommen, die jetzt oder in einer nahen Vorzeit Polarklima 
nahe besitzen bezw. besaßen, Hierher gehören die Fijorde, sowie jene eigentümlichen 
stens „Strandebenen‘‘, die, zuerst aus Norwegen bekannt, uns besonders in Grönland und 
äche Nowaja Semlja, sowie auch in Spitzbergen ‘begegnet sind (s. S. 31 und Fig. 7)7). 
aren Vielleicht wenigstens zu einem gewissen Grade durch die Kisbedeckung bedingt sind 
und ferner die großen Rumpfhochflächen, die, wie es scheint, unter der Eisdecke im 
70) grönländischen Binnenlande herrschen (S. 9). Dazu kommen noch eine Reihe von 
efäß- Formen, die die Polargebiete mit dem Hochgebirge anderer Klimazonen gemein- 
elen- sam haben. 
Kine Die Polarländer sind alle Abtragungsflächen, und sehr selten findet man da ähn- 
lich mächtige und abwechslungsreiche Bodenablagerungen wie in glazialen Auf- 
1er N schüttungsgebieten (Schweden, Norddeutschland). Durch Frostwirkungen entstan- 
1. U, Zn 
*°) Eine ausführlichere Behandlung dieser Fragen findet sich in einer schwedischen Arbeit 
von 0. Nordenskjöld: Polarnaturen, Stockholm 1918, A. Bonnier. 
| ”) Die Ansicht, daß diese eigentümliche Landform glazialen Ursprung besitzt, hat der 
\Jima, Verfasser in C, R. du XIme Congrös g60l. intern., Stockholm 1910, S. 422 ausgesprochen. 
inden Ausführliche Behandlung mit Bildern und Literatur bei Fr. Nansen: The Strandflat and 
[sostasy, Kristiania Videnskapsselsk. Skrifter, 1921 No. 11.
	        
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