Die polaren Eisformen. 55
Satz eis, trotzdem es wohl auf der Erde an Ausdehnung nur dem Inlandeise nachsteht,
Vor- nicht in das Schema einpassen, obwohl es scheinbar als Ausläufer des Inlandeises
chen unter besonders günstigen Umständen auftritt, und dasselbe gilt auch für andere
zumal antarktische Eisformen. Lieber teilen wir deshalb nach einem Vorschlag von
t DO Hobbs®) alle Kisbildungen zunächst in zwei Hauptklassen ein: Kontinentaleis und
Ein- Gebirgsgletscher. Der erste Typus, zu dem vor allem das Inlandeis gehört, bedeckt,
x des abgesehen von den Randzonen, nicht nur vollständig seine Gesteinsunterlage, sondern
Er- ist auch in seinen Oberflächenformen von dieser fast völlig unabhängig, während die
sten Gebirgsgletscher in Ausdehnung, Formen und sonstigem Auftreten von der Orographie
ıBer- der Unterlage abhängig sind, so daß jede Einteilung eigentlich auf dieser fußen muß.
yPus Dieselbe Abhängigkeit besteht auch für die großen Plateaugletscher von „norwegi-
schem“‘ Typus, die freilich in ihrem Aussehen stark an kleine Inlandeise erinnern, was
SI aber nur darin seinen Grund findet, daß hier die. Unebenheiten der Unterlage gering
nicht sind. Dagegen bildet der S. 26 u. 46 beschriebene Spitzbergentypus (s. Fig. 11 und 12),
} das obzwar an äußerer Erscheinung von dem flachgewölbten Inlandeise recht verschieden,
wird einen direkten Übergang zwischen den beiden Hauptformen. In einer hohen, von tiefen
Süd- Tälern zerschnittenen Gebirgskette kann sich offenbar nirgends auf der Erde ein alle
Teere Formen verdeckendes Kisfeld entwickeln, aber gewaltige Eismassen schmiegen sich
stelle über Pässe und Kämme an die Abhänge an und können auch tiefe Täler und Ein-
‚£ SO- senkungen ausfüllen. Ebenso wie das Inlandeis kommt auch diese Form von Ver-
z.B. gletscherung sowohl im Süden, wie im Norden vor, freilich in der Antarktis in viel ge-
niet: waltigerer Entwicklung?!). Es besteht aber zwischen den beiden Polargebieten ein
sich Hauptunterschied darin, daß das grönländische Inlandeis sogar im Norden von einem
VOR breiten mehr oder weniger eisfireien Randsaum umgeben wird, während in der Ant-
lieser arktis das Eis über gewaltige Strecken sogar über den Küstenrand hinausdringt, und
SEN zwar vor allem in der Form des zwischen Land- und Meereis vermittelnden Schelf-
chtes eises. Freilich wird auch hier der Küstenrand meistens durch herausragende Nuna-
Jetzt takker und eisfreie Vorgebirge gekennzeichnet, aber diese besitzen doch im Vergleich
. Ich mit der Arktis eine sehr viel geringere Ausdehnung, was nicht nur mit dem größeren
Men Andrang der Eismassen des Binnenlandes zusammenhängt, sondern auch mit der
' und starken selbständigen Entwicklung von Gletschereis vom Tieflandtypus (z. B. Eis-
fußgletscher S. 46; auch das Schelfeis gehört hieher).
an 4. Eisfreie Gebiete. Vegetation, Tierleben und Menschen. Es besteht also in bezug
zleich auf die Eisbedeckung zwischen Norden und Süden ein auffallender Gegensatz. Frei-
Fass lich sind auch in der Antarktis die eisfireien Landstrecken zusammen genommen
WISE nicht so unbedeutend, aber jede für sich ist klein, und wahrscheinlich gibt es in dem
6.6: ganzen Erdteil nirgends ein Gebiet, wo nicht zu jeder. Jahreszeit Gletscher im Ge-
N sichtsfelde liegen. Dagegen besitzen im Norden auch abgesehen von den Kontinental-
ız be- so) W. H. Hobbs, Characteristics of existing Glaciers. New York 1911. — Andere neue
chelf- Einteilungsversuche von 0. Nordenskjöld in Geolog. Fören. i Stockholm Förhandl.
Bd. 40 (1918), S. 547 und R. E. Priestley, Brit. Antarct. (Terra Nova) Exp., Glacio-
ocken logy, S. 134—73. London 1922.
ıngen, 8) In Spitzbergen selbst kommt diese Eisform schön entwickelt nur in dem west-
510); lichen Binnenlande vor (Fig, 11). Die Benennung läßt sich aber auch mit dem Wortlaut in
Beziehung stellen, Spitzbergentypus = Eisform der spitzen Gebirge,