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befindliche Darstellung der rein rationalen Philosophie, die jüngste
von allen Arbeiten Schellings und der lezte Ausdruk auch seiner
naturphilosophischen Ansichten.
Bei der Wahl dessen, was aus den Münchner Manuscripten
no< mitzutheilen sey, bestimmte mich theils die Rücksicht auf das
bereits Veröffentlichte, zu welchem nur Ergänzendes hinzugethan
werden sollte, theils die Wahrnehmung, daß Schelling während
seiner Wirksamkeit an der Universität München gewisse Ent-
wicklungen neben dem System selbst und als vorbereitend auf dieses
immer wieder reproducirte. Dahin gehörte die Darstellung des
Ganges der Philosophie von Cartestus an und die des philosophi-
schen Empirismus. Beide finden sich schon im ältesten Münchner
Manuscript, dem über das System der Weltalter vom Jahr 1827,
das außer diesen beiden Bestandtheilen noc< einen dritten, rein
wissenschaftlichen oder systematischen hatte, die Entwicklung des
Monotheismus oder dessen, was nachher den allgemeinen Theil der
Philosophie der Offenbarung ausmachte (vgl. 2. Abth. Bd. 111,
S. VL) Beide dienten wiederholt als Vorbereitung und Ueber-
gang zur Darstellung des Systems selbst und wurden entweder in
Verbindung mit diesem oder auch für sich (der philosophische Empi-
rismus als Einleitung in die Philosophie) vorgetragen. Diesem
propädeutischen Zwe gemäß sind sie daher auch zu beurtheilen.
Es war also z. B. nicht Schellings Absicht, eine Geschichte der
neueren Philosophie ex professo zu geben, sondern nur eine Cha-
rakteristik der Haupt-Systeme und zwar eine solche, welche die
Principien des vorzutragenden Systems als Resultat der Entwicklung
seit Cartesius erscheinen ließen", Cbenso hatte ihm die Entwicklung
dessen, was er den philosophischen EmpiriSmus nannte, nur vor-
wissenschaftliche Bedeutung, er betrachtete sie als einen Weg, auf
welchem er den Zuhörer nach und nach auf die Höhe des Systems
führen , und wodurc< diesem namentlich das Verständniß der
1 Man vergl. die Aeußerung hierüber 2. Abth. , Band AU], S, 16.