Full text: Einleitung in die Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 1. Band)

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Dieser Gegenstand kann schon um seiner selbst willen vorzugsweise 
gesucht seyn, denn da. das menschliche Wesen überhaupt des Erkennens 
begehrend ist, wird es natürlich am meisten dessen begehren, in dem am 
meisten zu erkennen ist, und wenn wir nach Aristoteles auch die durch 
die bloßen Sinne uns kommenden Erkenntnisse nicht bloß unseres Ber- 
gnügens oder unserer Bedürfnisse halber, sondern um ihrer selbst willen 
lieben, und unter diesen diejenigen am meisten, durch welche wir am 
meisten erkennen (schon ein altes Buch sagt: das Auge sieht sich nimmer 
satt und das Ohr hört sich nicht satt), so wird uns die Erkenntniß des 
Gegenstandes, der über allen Gegenständen ist und in dem alle be- 
griffen sind , die am meisten um ihrer selbst willen begehrenswerthe seyn, 
und schon dieses Begehren möchte ven Namen Philosophie verdienen; 
denn auch die bloße Erkenntniß jenes Gegenstandes für sich und ohne 
alle weitere Folge wäre schon die höchste mögliche ope zu nennen, 
und wenn man darauf sicht, daß sie erworben, in diesem Sinn gelerut 
werden muß, an sich das höchste zu Lernende, das uE e6T0v ut 77ude, 
wie Platon sich ausdrückt. 
Aber allerdings wird dieser Gegenstand nicht bloß um seiner selbst 
willen gesucht, sondern um der Wissensc<aft willen, nämlich in der 
Absicht, daß sich uns alles andere von ihm ableite. In dieser Beziehung 
wird er denn- auch das Princip genannt. Gelingt diese Ableitung, 
sv wird die dadurch entstandene Wissenschaft die deductive im höchsten 
Siune seyn. Denn unter die deductiven im Allgemeinen gehören 
auch die insbesondere demonstrativ genannten. (die mathematischen). Diese 
jedoch setzen sich gewisse- Grenzen, die sie nicht überschreiten ; ihre Aus- 
gangspunkte sind Definitionen auch in vem Sinn wie Begrenzungen 
(006/101) , die sie sich selbst geben, um nicht auf das zu gerathen, wo- 
von keine Deduction mehr möglich ist. Dafür haben diese Wissenschaften 
auch nicht den unbedingten Verstand der Sachen , sondern nur von diesen 
Grenzpunkten an, und eben darum geht auch die entwickelnde Kraft des 
Inhalts - nicht vom Gegenstande selbst aus, sondern fällt bloß in das 
Subjekt und bewirkt - voch uur bedingte Ueberzeugung. Ableitend also 
und zwar vom höhern, vom unbedingten Princip ist die höchste Wissenschaft.
	        
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