Full text: Einleitung in die Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 1. Band)

aus der Wolffschen Schule hervor. Wenn aber dieser Rationali8mus ab 
erst in der neuesten Zeit dazu gelangt ist, sich als philosophisches System kan 
aufzusie:len, so dankt er dieß freilich der späteren Entwicklung, aber seine W 
eigentlichen Wurzeln hat er darum nicht in dieser, sondern in der ihr vor- mu 
ausgegangenen Zeit. Denn eine einmal allgemein gewordene und einem W 
ganzen Zeitalter gleichsam zur andern Natur gewordene Denkart wird nur ist 
von wenigen überwunden , die sich als Ausnahmen darstellen , und läßt sich rea 
nicht sofort durch ein philosophisches System aufheben, vielmehr begibt gre 
sic das Gegentheil, daß die angenommene Denkart jenes aufhebt, indem die 
sie es sich dienstbar macht und nur das so gefnebelte sich gefallen läßt. ver 
Eine große und unausweichlihe Unbequemlichkeit haftet jedoch auch Se 
dieser Ausfunft an. Denn wie auf der einen Seite der bloße göttliche ru 
Wille das Nothwendige und Allgemeine der Dinge. nicht erklärt: so un- Te: 
möglich ist es, aus reiner bloßer Vernunft das Zufällige und die Wirk- blo 
lichkeit der Dinge zu erklären. Es bliebe zu dem Ende nichts übrig, nu 
als anzunehmen, daß die Vernunft sich selbst untrei werde, von sich De 
selbst abfalle, dieselbe Zvee, welche erst als das vollkommenste, und dem Di 
keine Dialektik etwas weiteres anhaben könne, Dargestellt worden, daß mü 
diese Idee, ohne irgend einen Grund dazu in sich selbst zu haben, recht S;: 
eigentlich, wie die Franzosen sagen, 8ans rime ni raison. sich in diese jen 
Welt zufälliger, der Vernunft undurchsichtiger, dem Begriff widerstreben- nä 
der Dinge zerschlage. Dieser Versuch, wenn er gemacht würde, wäre un 
ein merkwürdiges Beispiel, was man einer befangenen Zeit bieten darf; fei! 
ihn beurtheilen ? ja etwa mit den terentianischen Worten: haec si tu P0- 
Stules (ein solches sich selbst Verrücken der Vernunft) certa ratione facere, san 
nihilo plus agas, quam Ssi des operam, ut eum ratione inganias. sei1 
Wieder au Leibniz anzuknüpfen -- , so ist offenbar: Um das gleich we 
Unmögliche einer vollkommenen Abhängigkeit und einer völligen Unab- aus 
hängigkeit zu vermeiden, nimmt Leibniz zwei verschiedene Facultäten in Zd 
Gott an; aber wäre es nicht einfacher und natürlicher, die Ursache des Da 
verschiedenen Berhältnisses zu Gott in der Natur jenes nescio quod ger 
selbst zu suchen, das den Grund aller Möglichkeit und gleichsam den 
Stoff, die Materie zu allen Möglichkeiten enthalten soll, demgemäß 
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