Full text: Einleitung in die Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 1. Band)

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nicht scheint daher unmöglich, daß zu dem schon vorhandenen Volk eine My- 
durch thologie hinzukomme, sey es durch Erfindung einzelner unter ihm oder 
1 er daß sie ihm durch eine gemeinschaftliche instinktartige Erzeugung entstehe. 
ahme. Als unmöglich erscheint auch dieß, weil es undenkbar ist, daß ein Volk 
n, so -=- fey ohne Mythologie. 
; De- Man dächte vielleicht zu erwiedern, ein Volk werde zusammen- 
rx nur gehalten durch den gemeinschaftlihen Betrieb irgend eines Geschäfts, 
r für z.B. des Aderbaus, des Handels, durch gemeinschaftliche Sitten, Ge- 
ßloßer sesgebung, Obrigkeit u. s. w. Gewiß dieß alles gehört zum Begriff 
felb- eines Volkes, aber fast unnöthig erscheint es daran zu erinnern, wie 
Die innig bei allen Bölkern obrigkeitlihe Gewalt, Gesetzgebung, Sitten, 
t seyn selbst Beschäftigungen mit Göttervorstellungen zusjammenhangen. Die 
ologie Frage ist eben, ob dieß alles, was vorausgeseßt wird, und was aller- 
Es vings mit einem Volk gegeben ist, ohne alle religiösen Borstellungen 
+äver> gedacht werden könne, die nirgends ohne Mythologie sind. Man wird 
einwenden, daß es denn doc<h Bölkerschaften gebe, bei denen keine Spur 
Qytho- religiöser also auch keine Spur mythologischer Vorstellungen angetroffen 
an es wird. Dahin gehören 3. B. die schon erwähnten bloß äußerlich menschen- 
n als artigen Geschlechter des südlichen Amerika. Aber -eben diese leben „auch, 
muß, wie Azara berichtet, ohne jede Art von Gemeins<aft unter 
jim sich, völlig wie die Thiere des Feldes, indem sie so wenig eine sicht- 
Mir bare als eine unsichtbare Gewalt über si erfennen, und sich einander 
nmen, so fremd fühlen, wie sich Thiere derselben Species einander fühlen; und 
"UEbar so wenig bilden sie ein Volk, als etwa die Wölfe oder Füchse unter 
zuerst, sich ein Volk bilden, ja sie leben ungeselliger , als manche in Gemein- 
- nicht schaft lebende und arbeitende Thiere, wie die Biber, die Ameisen oder 
[nzahl die Bienen ". Umsonst würde jede Bemühung seyn, sie zum Bolk zu 
'wußt- ! M. s. Azara Voyages etc. T. Il, p. 44, wo von den Pampas gesagt 
€ nur ist: ils ne connaisgent ni religion, ni culte, ni SOoumiSSton, ni (078, mi 
1schaft obligations, ni r&compenges, ni chätiments ; dasselbe wird S: EE von den 
Guanas gesagt; S. 151 von den Lenguas: ils ne reconmnaissent ni culie, ni 
tlichen divinite, ni lots, ni chefs, ni obeissance, et zls 8ont libres en tout; von 
inglich ven M'bajas dasselbe S. 113, wo man auch sieht, welche Bewandtniß es mit 
) Es den sogenannten , von den andern in bürgerlicher Verfassung gefundenen Einwohnern
	        
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