Full text: Einleitung in die Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 1. Band)

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DS einem Volk erkläre, immer wird man schon es selbst vorausseßen, und 
iu also 3. B.' annehmen, daß der Hellene Hellene war, der Aegypter 
ein Aegypter, ehe er seine mythologischen Vorstellungen auf die eine oder 
nd andere Weise. erhielt. Nun frage ich Sie aber, "ob der Hellene noh 
ns Hellene, der Aegypter noch Aegypter ist, wenn wir seine Mythologie 
hinwegnehmen. Also hat er seine Mythologie weder von andern ange- 
Es nommen noch - sie selbst erzeugt, nachdem er Hellene oder Aegypter 
ie war , er wurde Hellene over Aegypter erst mit dieser Mythologie, da- 
En. mit, daß diese Mythologie ihm wurde. Wird einem Bolk seine My- 
sie thologie im Lauf seiner Geschichte, und diese fängt für jedes Bolk an, 
yn sowie es da: ist, entsteht sie ihm also insbesondere purc< geschichtliche 
ire, Verhältnisse und. Berührungen mit andern Völkern, so hat es eine Ge- 
schichte ,-ehe es eine Mythologie hat. Davon wird sonst immer das Gegen- 
Der theil angenommen. Nicht durch seine Geschichte ist ihm seine Mytho- 
he, logie , sondern umgekehrt ist ihm durch seine Mythologie seine Geschichte 
ugt bestimmt , oder vielmehr diese bestimmt nicht, sie ist selbst sein Schi>- 
Ye- sal (wie der Charakter eines Menschen sein Schicksal ist), sein ihm gleich 
v< anfangs- gefallenes Loos. Oder wer möchte leugnen, daß mit der 
es Götterlehre der Indier , Hellenen u. a. ihre ganze Geschichte gegeben ist. 
nex Ist es unmöglich, daß die Mythologie eines- Volks aus oder unter 
mit vem schon vorhandenen entstehe, so bleibt nichts übrig, als daß sie mit 
Inn ihm zugleich entstehe, als sein individuelles Volksbewußtseyn, mit dem 
'en, es aus -dem allgemeinen Bewußtseyn der Menschheit heraustritt, ver- 
möge dessen es eben dieses und von jedem andern nicht weniger als 
iter durch seine Sprache verschieden ist. 
Hiemit aber ist den bisher beurtheilten Erklärungen vollends, wie 
recht Sie sehen, der Boden entzogen; auf dem sie sich zu- errichten suchten: 
"M dieser Boden war ein geschichtlicher, d. h. die Existenz -von Bölkern vor- 
fühl aussezender, während hier offenbar geworden, daß die Entstehung der 
und Mythologie in die Zeit fällt, in welche die Entstehung der Bölker zu- 
8 rüdgeht. Der Ursprung der Mythologie jedes Volks geht in eine Re- 
neist gion zurück, „wo keine Zeit ist zur Erfindung, lasse man sie von ein- 
zelnen oder vom Volk felbst ausgehen, keine zu künstlicher Einkleidung 
S << ellina, sämmtl. Werke. 2. Abth. 1]
	        
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