Full text: Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 2. Band)

DAT 
yy > Princips hin, von dessen erdrücender Gewalt sich das Bewußtseyn 
plötzlich befreit fühlt, während es dagegen einem andern Princip, das 
es no<h nicht fassen kann, sich Preis gegeben fühlt, und so gleichsam 
seiner selbst ohnmächtig, taumelnd- wird. Die Furc<t und das Entsetzen 
vor einer frühern Gewalt, wenn diese plötzlich zusammensinkt oder ver- 
nichtet wird, verwandelt sich natürlicherweise in Hohn und Spott gegen 
dieselbe. Man darf, um dieß zu begreifen, uur Acht geben, wie ein 
sklavisch gesinntes Volk sich benimmt gegen einen plößlich gestürzten 
Gewaltherrscher over einen Großen , der eine mißbrauchte Macht unver- 
. sehens verliert. Wenn also jene Handlung,. die eine ösffentlihe war, 
, als eine Verspottung der früheren Gewalt betrachtet wurde, so wäre 
damit nichts angenommen, was nicht in der menschlichen Natur läge. 
n Jedoch aus der Erzählung des Herodotos erhellt nicht, daß die baby- 
lonische Frau jenes Gesetz mit Lust erfüllt, es war ein Opfer , das sie 
brachte , unstreitig ein schmerzliches Opfer. Das Opfer war kein frei- 
williges. Nach jener Stelle des apokryphischen Buchs (Baruch ") sitzen 
F die Weiber vor dem Tempel der Mylitta „mit Striken“ umgürtet, 
. erscheinen also ve<ht eigentlich als prava religione obstrictae. Der 
Pn Mann, dem vie. aufgerufene Frau folgt, ist nicht der Mann ihrer 
kaa Wahl, sie folgt ihm nicht aus Verehrung; denn auch dem unansehnlich» 
in“ " sten gehorcht sie; uicht aus Cigenuntz; denn auch der geringste Preis 
" genügt, - und auch dieser gehört nicht ihr „ sondern dem Tempelschaß. 
| In allen diesen Zügen sehen wir ein unabweisliches Verhältniß des 
Bewußtseyns zu dem neuen Gott, der dem ersten ausschließlichen. folgt, 
und der in Babylon noch nicht einmal mit Namen genannt, dessen 
Kommen nur indirekt angedeutet ist. Wir sehen das Bewußtseyn im 
Zustande der ersten Anwandlung des zweiten Gottes, wo er noh 
nicht einmal eigentlich ausgesprochen ist.“ Auch das aber war nicht 
In zufällig, daß dieses noch stumme Bewußtseyn in einer solennen Hand- 
2 lung sich ausdrückte. Gerade weil das Bewußtseyn kein freies Verhält- 
wn niß zu seinen Vorstellungen hat, weil es die Vorstellung des Gottes 
. ie no< nicht einmal aussprechen kann, darum muß es sie vurc< äußerliche, 
„ot 10m 1 Kap. 6, 42.
	        
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