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Dieser Begriff eines bloß relativ weiblichen Wesens, der dem Bewußt-
seyn durch einen innern Vorgang gleichsam unmittelbar eingegeben war,
wurde also auf diese. Art in dem Bild der Gottheit vorgestellt.
Aber damit begnügte sich vas Gefühl no<h nicht, sondern weil die-
ser Uebergang von Männlichkeit in Weiblichkeit nur vorgestellt wurde als
ein in beständigem Aufschluß geschehender, so entstand das Bedürfniß,
auch vur< Handlung dieß auszudrücken. Dieß geschah, indem 3. B.
nac<ß dem 'Zeugniß des Philohoros eben jener männlichen Aphrodite die
Männer in weiblicher Kleidung, die Weiber in männlicher opferten =-
also bei dem Opfer sich verkleideten '. Hier haben Sie also wieder ein
Beispiel von der mimischen Darstellung eines innern Vorgangs. Cben
dahin gehört auch, was Julius Firmicus von den Priestern der assyri-
schen Aphrodite (also eben der Mylitta) erzählt, daß sie (die Priester)
ihr Gesicht verweiblihen, die Haut glätten und durc< weiblichen Anzug
das männliche Geschlecht shänden, oder, um die lateinischen Worte selbst
anzuführen: aliter ei servire nequeunt, nisi effeminent yultum , eutem
poliant, et virilem sexum ornafu muliebri dedecorent ?. Daß aber
nicht bloß Priester, sondern auch Verehrer dieser Gottheit überhaupt
sich auf diese Weise verkleiveten, erhellt aus der schon angeführten Stelle
des Philochoros, und besonders aus dem Geset, welches unter den
mosaishen vorkommt und die Allgemeinheit dieses Gebrauchs in jenem
Zeitalter schon allein beweisen würde: Ein Weib soll nicht Mannesge-
räthe (d. h. Mannsfkleider) tragen, und ein Mann söll nicht Weiberklei-
der anthun. Denn daß in diesem Verbot nicht Verkleidungen im All-
gemeinen, wie sie ja auch heutzutage noch stattfinden und tolerirt
werden, sondern Verkleidungen, mit denen eine abgöttis<e Absicht
corpore, ged veste muliebri, cum Ssceptro ac statura virili, et putant,
eundem marem et feminam esse. Aristophanes eam "4po0dt70v
appellat.
ti De Error. profan. rell. p.:6.
2 Saturn. loc. eit. : Philochorus quoque in Atthide eandem affirmat
esge Lunum, nam etsi Sacrificium facere viros cum muliebri veste,
mulieres eum virili veste. Vergl. auch - Servius zu Aeneid. Lib. 1,
v. 632. .-- Vergl. Maimonides, Mor. Nev. UI, 27.