Full text: Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 2. Band)

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Polytheismus , daß sie eben den Uebergang von jenem zu diesem macht, 
wie sie denn eben darum auch Herodotos vorzeitlich als Gottheit der 
ältesten, also ersten zum geschichtlichen Leben übergegangenen Völker er- 
wähnt; 2) daß diese Gottheit nicht geda<t wurde als ursprünglich 
| weiblich, sondern als aus männlich -weiblih gewordene, Alle zuleßt 
angeführten Gebräuche sind nichts anderes als Abbildungen, Wiederholun- 
; gen jenes Uebergangs aus Männlichkeit in Weiblichkeit; sie drüen zu 
| gleiher Zeit aus, daß jene Weiblichkeit eine bloß relative ist und 
dasselbe, was gegen ein Höheres weiblich sich verhält, an sich männlich 
ist und umgekehrt =- wie uns denn an der Stelle der weiblichen Gott- 
heiten bald wieder männliche erscheinen werden. Es erhellt hieraus zu- 
gleich, daß in allen männlich - weiblihen Gottheiten nicht, wie man es 
gewöhnlich nimmt, ein monströses Zugleich» oder Zusammenseyn beider 
Geschlechter , ein wirkliher HermaphroditisSmus, gedacht wird ; sie sollen 
vielmehr eben nur den Uebergang ausdrücken oder den Begriff fest- 
halten, daß das nun weiblich Gesetzte dom nicht ein ursprünglich Weib- 
liche8, sondern ein nur in Weiblichkeit umgewandeltes Männliches ist, 
das sich in andern Beziehungen auch als ein solches zeigen kann. 
j Das Bewußtseyn,' welches zu - der "Vorstellung einer in Weiblichkeit 
am tür herabgesebten Gottheit nur durch eine Art von unwillkürlicher Krisis ge- 
9m langen konnte, mußte um so mehr den Begriff der bloßen Relativität 
fe derselben festhalten, und leichter gelang ihm dieß, als später der Wissen- 
ie Di schaft, den Begriff des relativ nicht Seyenden, in sich selbst aber Seyen- 
ue 26050 den wieder aufzufinden, ohne den, wie besonders Platon gezeigt hat, 
| kein sicherer Schritt in der Erkenntniß möglich ist. 
Aber jene Umwandlung kann auch nur geschehen, inwiefern in dem- 
selben Vorgang dem Bewußtseyn der andere höhere Gott wird. Zene 
weibliche Natur kann vie Stelle, an der sie zuvor war und zu seyn 
trachtete, das Centrum, nicht verlassen, ohne an derselben Stelle den 
andern Gott zu setzen oder statt ihrer zurückzulassen. Dieß der dritte 
Punkt. Weder ursprünglich, no< an sich, nur gegen den Höhern ist 
sie weiblich, peripherisc<. Diesen nothwendigen Zusammenhang und die 
gleichzeitige Erscheinung der Göttin und des Gottes konnten wir in dem,
	        
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