Full text: Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 2. Band)

37() 
finden wir in der Configuration der unorganischen Körper, z. B. der 
stereometrisch regelmäßigen Krystallisation, einen offenbaren Abdruck des 
Verstandes. = Diese unleugbare Identität des Verständigen und des 
Verstandlosen , die wir auch schon in den rein körperlichen Naturdingen 
antreffen, müßte den rohen Materialisten ebenso wie den leeren JIdea- 
listen zur Verzweiflung bringen. Wenn das in der Materie Seyende 
ein absolut verstandloses ist, wie die Ivealisten sagen, wenn es nicht 
wenigstens ein des Verstandes Fähiges, zum Verstand werden Können- 
ves ist, wie läßt sich jener recht eigentlich mit dem Wesen der Materie 
verwachsene Verstand, der schon in der Bildung unorganischer Körper 
sich zeigt, wie läßt sich aber vollends jene offenbare und unlengbare 
Zweckmäßigkeit in den organischen Bildungen begreifen ? Niemand kann 
sich überreden, daß dieses Gepräge von Verstand den Dingen bloß 
äußerlich aufgedrückt sey. Der Werkmeister kann hier schlechterdings 
nicht außer seinem Werke gedacht werden, ex kann sich nicht wie ein 
bloßer Künstler verhalten, der einem an sich verstandlosen Stoff bloß 
zußerlich ein Gepräge des Verstandes aufdrüt ; der Werkmeister muß 
hier als unzertrennlic) von seinem Werke, als ihm selbst einwohnend 
und mit ihm eins gedacht werden. Dieser, alles von innen, aus dem 
Junern der Materie, hervorbildende Werkmeister kann nicht die äußere 
vemiurgische Potenz (unser A*) seyn, denn diese kaun für sich nichts 
bilden, =- nichts bilden, wozu sie sich nicht jenes inneren Princips selbst 
als Werkzeugs bediente. -Aber, sagt man, dieses Princip ist ein blindes, 
besinnungsloses. Freilich für sich ist es ein blindes und verstandloses, 
doh nicht schlechthin, nicht so, daß es nicht zum Verstand werden könnte, 
zwar nicht von sich selbst, aber dur< jene andere, von ihm unabhängige, 
beziehungsweise äußere Potenz. 
- Sich selbst überlassen, würde also dieses blinde Princip auch immer 
in seiner Blindheit beharren, uud daher nichts Bestimmtes hervorbringen. 
Allein es ist eben nicht sich selbst überlassen, sondern den Wirkungen 
jener höhern Potenz ausgeseßt (obnoxium). In diesem Zustand also 
ist es beständigen Erleuchtungen unterworfen , die ihm von der andern, 
relativ auf es selbst äußeren und von ihm unabhängigen Potenz kommen. 
jw
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.