614
angerufen wird. Buttmann leitet das Appellativum janus wie janua
von eo ab. Wäre es nicht natürlicher , diese beiven Wörter ebenso wie
den Namen des Gottes von hio. offenstehen, abzuleiten, aber wäre es
nicht auch ohne diese Zdentität der Ableitung begreiflich, daß man das
Bild des Gottes bei Durchgängen , d. h. öffentlihen Pforten, aufstellte,
denn er selbst ist ja die ursprünglich verschlossene, in der Folge aufge-
hende Pforte zu allem Seyn ? Uebrigens standen bekanntlich die Pforten
des römischen Janustempels von Numa bis auf das Ende des ersten
yunischen Kriegs und von da bis auf Augustus offen, der, wie Creuzer
sagt, gern einem Theil seiner Negierungszeit diese Außenseite der ideali-
schen Zeit ves Numa geben wollte und seinen Römern nicht weniger als
dreimal während seiner Regierung das Vergnügen jenes uralten, hoch-
heiligen und fast beispiellos gewordenen religiösen Gebrau<s machen
konnte, die Zanuspforten zu schließen.
I< bemerke. noh kürzlich, daß das Wort, welches im Deutschen
dem Griehis<en z&>w und zwo entspricht, von Dichtern ja auch
gebraucht wird, um von einem gähnenden, nach anderer Aussprache
einem jähnenden Abgrund zu sprechen, oder zu sagen, die Tiefe gähnte
uns an. Endlich möchte ich no<h an die Stelle des Seneca in der
Tragödie Herkules auf Oeta erinnern, wo dem Chor als orphische
Weisheit die Lehre von dem allgemeinen Untergang, auch dem der
Götter , in ven Mund gelegt wird:
Coeli regia concidens
Orius atque obitus trahet,
Aique omnes pariter Deos
Perdet mors aliqua et Chaos:
die himmlische Burg zusammenstürzend wird allem Entstehen und Ber-
gehen ein Ende machen, und alle Götter wird gleicherweise ein Tod
verderben und das Chaos. Ein Tod , mors aliqua , sagt der Dichter, denn
die Götter sterben nicht den allgemeinen Tod, sondern einen besonderen Tod.
Ihr Tod ist der Rückzug in das Chaos. So demnach. wird das Chaos
ebenso vas Ende der Götter, wie es bei Hesiodos ihr Anfang war.
Mick
N