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Ut bemerken, daß ich bloß den Hauptfaden der eigentlichen Göttergeschichte
in der Theogonie verfolge, die zahlreihen Zwischenzeugungen aber, als
zu unserem Vorsatz (denn nur das Allgemeine in der griechischen My-
thologie ist unsere Aufgabe) nicht. gehörig, übergehe.
Auf das Chaos zurückgehend, muß ich bemerken, daß Hesiodos auch
aus dem Chaos eine Anzahl Wesen hervorgehen läßt, indem er sagt:
„Aus dem Chaos wurden Erebos und die s<hwarze Nyx (Nacht). Diesen
Zusammenhang kann man sich so denken. Das Absolute an sich, noch
; ohne alle Beziehung auf den in ihm verborgenen, aber noh ganz unauf-
Fn geschlossenen Gegensatz betrachtet, ist = X<&og. Dasselbe Absolute kann
pw I aber auch in Beziehung auf diesen Gegensatz, doh kann es alsdann
Ren nur als Negation, äls bloßes niht Seyn desselben gedacht werden.
P . Diesem mehr negativen Begriff entspricht "Wo8/?08 , das man allerdings
eri mit Hermann als das Bedeende erklären kann. Erebos ist das den
2 Gegensatz noc< bede>ende, verhüllende Absolute, dem dann im Bewußt-
M seyn, also als Weibliches , ebenfalls etwas Negatives entsprechen kann,
| was den Gegensatz nicht verneint, sondern ihn nicht sehen läßt, Dieß
u ist die „VVE.
In dieser ersten Dunkelheit oder Nichtunterscheidung des Bewußt-
seyns sind nun aber schon enthalten die Kinder, die in der Folge aus
ihr hervortreten, Möv0g, das Geschi> oder der Urzufall, Möwog, das
| Princip aller Ironie, das Wehe (nicht gemeines Wehe, sondern jenes
große Wehe, das über die ganze „Menschheit verhängt ist und das sie
im mythologis<hen Proceß empfindet), die Zwietracht u. s. w. Diese
ganze Stelle von der Nyx ist eine philosophische Episode, d. h. es finden
sich hier lauter philosophische Begriffe. I< will aber damit nicht sagen,
daß diese Stelle weniger alt als das ganze übrige Gedicht, z. B. Vers 1,
sey. Die ganze Theogonie ist schon eine Art von wissenschaftlicher Dar-
stellung der Mythologie ; kein Wunder also, wenn sie Philosopheme ent-
hält, nicht sol<e, die der Mythologie vorausgegangen, wie sie Heyne
und Hermann annehmen, aber die sich unmittelbar aus der Mythologie
erzeugten. Zene Genealogie der Kinder der Nacht ist also vein philoso-
phisc<, Der andere Faden aber, der durch die Theogonie hindurc<läuft,