Full text: Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 2. Band)

obherrs<enden Gewalt beraubt wird. Die Theogonie läßt dieß dadurch 
geschehen, daß der Züngste, also zugleich der relativ Geistigste der Ti- 
tanen, d. h. der nächsten, zur Existenz bestimmten Uranossöhne, aus 
einem Hinterhalt (8& 4&oxeo7o), d. h. unversehens, den nichts Ahndenden 
seiner Mannskraft beraubt und die abgeschnittenen Zeugungstheile rück- 
wärts, d. h. in die Vergangenheit, zurück wirft. Aber aus dem Schaum 
der ins Meer gefallenen Theile entsteht im- Lauf der Zeit die holde 
Göttin Aphrodite, welche alss auch in der griechischen Mythologie eine 
alte Gottheit ist und in dieser an die Stelle“der asiatischen Urania 
tritt; nicht daß die Griechen sie aus den asiatischen Neligionen entlehnt 
haben, sondern diese weibliche Gottheit lag als ein nothwendiger Mo- 
ment au< in dem hellenischen Bewußtseyn, und als dieses zur vollstän- 
digen - Mythologie, d. h. zu derjenigen Mythologie sich entfaltete, die 
alle Momente des vorhergegangenen Processes in sich begreifen sollte, da 
mußte auch sie im griehis<en Bewußtseyn an der ihr zukommenden 
Stelle hervortreten. Nachdem nun die Macht des Uranos gebrochen 
ist, kommt die Weltherrs<haft an den Jüngsten der Titanen, Kronos, 
mit dem zugleiß =- nicht als ein von ihm erzeugtes, sondern als ein 
ihm ebenbürtiges Geschlecht = die Titanen herrschen, Götter, in denen, 
wie gesagt, no< immer die Natur des blinden, verstandlosen, in bloßer 
Gewalt und Stärke bestehenden Seyuns, des noh immer unüberwundenen 
vealen Princips, vorherrscht, die aber übrigens schon relativ geistige 
Götter sind, wie Kronos, der das reale Princip in seiner ersten Aus- 
schließlichkeit shon überwunden voraussekt. 
Aber Kronos ist demselben Sisal wie Uranos unterworfen; 
auch er steht gleichsam unter“ dem Einfluß eines geheimen Feindes, den 
die Theogonie no< nicht nennt; denn sie nennt ihn überhaupt erst am 
Ende des Processes, wie er denn früher in der That nur durc seine 
Wirkungen, aber nicht selbst offenbar wird. Au Kronos ist in der 
Nothwendigkeit Kinder zu erzeugen, die über ihn und seine Zeit hinaus- 
gehen, die also seine Herrschaft bedrohen, und die ex wieder ebenso ein- 
zushließen, zu verbergen genöthigt ist, wie der Vater Uranos ihn und 
seine Brüder, die Titanen, verbergen mußte. Denn ihm sagen Gäa 
" 
B24
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.