Full text: Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 2. Band)

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| Janus sich verhalten. würde =- als das erste Spannende des Bogens, 
| als die erste Ursache der Spannung, des Gespanntseyns ver ursprünglich 
in Apollon als einig gesetzten Potenzen. Doch, wie gesagt, die genauere 
Ausgeinandersezung muß der Abhandlung der Mysterienlehre vorbehalten 
bleiben. 
Sollen wir nun, nachdem den Hauptgöttern der griechis<en Theo- 
gonie ihre Stelle und damit ihre Bedeutung bestimmt ist, uns noh auf 
jenes Gewimmel von Göttern einlassen, das durch von Glied zu Glied 
sim fortsezende Verzweigungen zuletzt ins Unbegrenzte sich verliert oder 
wenigstens seiner Natur nach keine Grenze hat? I< glaube, dieß wäre 
überflüssig. Die Grundlage ist begriffen ; was sich nun weiter in allen 
Richtungen aus ihr hervordrängt , fordert um so weniger wissenschaftliche 
Entwieklung, als wir hier unstreitig genöthigt sind, zugleich einer frei- 
dichterischen, wenn auch immer folgerechten Entwieklung, einen gewissen 
Sinfluß zu gestatten oder zuzugestehen. So mag denn sogar in diesen 
weiteren Ausführungen manches wirkliche Erfindung seyn. Nachdem 
einmal die Berechtigung Götter anzunehmen gegeben war, wodurch 
sollte der Lust, diese an sich poetische Welt, die als eine zweite Schöpfung 
über der ersten, und dieser analog , sich erhob, wodurch sollte der Lust, 
diese ideale Welt immer mehr auszudehnen und endlich die ganze Natur 
und selbst alle Geschäfte des Lebens in sie aufzunehmen, Schranken ge- 
set werden? Ein Stamm von solcher Lebenskraft, einmal gepflanzt, 
fonnte ins Unendliche Schößlinge treiben. Nur der Stamm selbst, der 
allen diesen, zum Theil schon zufälligen , Bildungen vorauszusetgende, 
nur dieser kann nicht Erfindung seyn. 
Zu solchen rein dichterischen Erfindungen mögen vorzüglich diejenigen 
untergeordneten Gottheiten gehören , deren Namen nicht einfache, sondern 
zusammengesetzte sind und eine unmittelbar ins Gehör fallende Bedeutung 
haben. Zuletzt finden sich ja sogar in der Ilias selbst wahre Perso- 
nificationen , z. B. die bekannte der Gebete (Are) die Zeus, des all- 
mächtigen, Töchter heißen, die langsam hinter der Schuld herwandeln, 
aber wenn der Schuldige sie verschmäht selbst den Zeus anflehen, daß 
seine Strafe ihm folge, Aber diese Personificationen unterscheiden sich
	        
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