Full text: Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 2. Band)

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schr leicht von ven wahren Göttern, und keiner der Alten hätte sich wohl 
vorstellen können, daß die Figur der Prosopopoiesis, die in ihrer Rhe- 
torik eine so untergeordnete Stelle einnahm, einst no< zu der Ehre 
gelangen würde, für die Schöpferin der ganzen mythologischen Götter- 
lehre gehalten zu werden. 
Wir hätten also jet die theogonisc<e Bewegung von dem ersten 
Anfang bis zu dem Punkte geführt, wo die am reichsten entfaltete und 
in jeder Hinsicht vollkommenste Mythologie, die hellenische, sich von selbst 
als ihr Ende darstellt. Die ganze> mythologis<e Bewegung geht zuletzt 
auf die Erzeugung jener exoterisc<hen Götterwelt hinaus. Dieselbe 
Bewegung, durc welche die Natur in ihrer Mannichfaltigkeit ursprüng- 
lich da ist, erzeugt im Bewußtseyn durch einen wiederkehrenden Proceß 
jene ganze Götterwelt, die sich gegen die hervorbringenden Potenzen 
gleichsam als ein Viertes verhält, und nur aus der Zusammenwirkung 
dieser Potenzen als bloße Phänomene ihrer Zusammenwirkung ent- 
steht. Wer dieß wohl gefaßt hat, wird fich nicht mehr durch jene Ana= 
logien irren lassen, durch welche man allerdings mit einem gewissen 
Schein glaublich machen konnte, daß alle mythologischen Götter nur perso- 
nificirte Natur-Kräfte , «Erscheinungen oder überhaupt - Gegenstände seyen. 
In dem großen Gewirre von Vorstellungen und Erscheinungen, 
welches nicht nur die einzelne Mythologie, sondern die verschiedenen My- 
thologien darbieten , in diesem haben uns die glei anfangs aufgestellten 
Principien niemals verlassen. I< darf wohl hinzusetzen, daß bis jekt 
keine Theorie ver Mythologie existirt, durch welche diese so bestimmt 
nicht bloß im Allgemeinen, sondern bis in alle Zweige und Züge erklärt 
wird. Soll ich nun ein Wort darüber sagen, wie dieß möglich gewor- 
ven, so kann ich mich darüber so ausdrücken: das einfa<e Geheimniß 
unseres Verfahrens ist die Voraussezung , daß die Mythologie ihre eigne 
Geschichte "enthalte, daß es keiner außer ihr selbst liegenden Voraus- 
setzungen (3. B. ko8mogonische Philosophen u. vgl.) bevürfe , sondern sie 
allein fich selbst vollkommen erkläre, daß alfo dieselben Principien, 
welche materiell genommen ihren Inhalt au8smachen, auch "die formellen 
Ursachen ihrer ersten Bilvung und Entstehung seyen.
	        
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