Full text: Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 2. Band)

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So manches materiell Neue Sie indeß vielleicht diesen Vorlesungen 
verdanken , es ist niht das Wesentliche; das Wesentliche ist, daß 
Sie Gelegenheit hatten, an einem großen Beispiel die Kraft der wissen- 
schaftlichen Methode kennen zu lernen, und welcher Unterschied ist zwi- 
schen einer bloßen Neihe von Einfällen und einer Folge geseßmäßig, 
von einem ersten Keim aus organisch sich entwickelnder Gedanken ; das 
Wesentliche ist , daß die Methode, welche Sie hier in einer besonderen 
Anwendung kennen lernten , allgemeine Bedeutung hat, indem sie zugleich 
die der Philosophie ist = der Philosophie, inwiefern sie nicht an die 
Stelle des reellen Zusammenhangs die bloße Filigranarbeit des Begriffs 
sezt =-, allgemeine Bedeutung auch für andere nicht weniger ver- 
wickelte Gegenstände , deren sie, bei gehöriger Anwendung, sich ebenso 
mächtig erweisen würde, wie wir vermittelst derselben der Mythologie 
mächtig geworden sind, 
Mögen daher diese Borträge besonders dazu beitragen, daß das 
Studium „der“ Philosophie wieder unter uns belebt, eruster und männ- 
licher begriffen werde; mögen sie namentlich auch die Frucht tragen, 
daß die Philosophie auch für die anderen Studien wieder die Be- 
deutung erhalte, die ihr mit Recht zukommt. Es ist wichtig, daß 
jeder in jedem Fac<, dem er sich widmet, die reichste Keuntniß von 
Einzelheiten sich zu erwerben suche, und wer ohne solche mit bloßer 
Philosophie etwas oder wohl gar Großes ausrichten zu können sich 
einbildet , befindet sich in einem nicht weniger kläglihen Wahn, als 
derjenige , welcher sich dünkte Feldherr seyn zu können ohne ein Heer; 
aber ihren wahren Werth erhalten alle einzelnen Kenntnisse, und zwar 
je ausgedehnter sie sind um so mehr, erst von der Kraft eines über- 
legenen Geistes, der sie zu einem wissenschaftlihen Ganzen zu verbin- 
ven , zu einem großen Sieg des Geistes über die Masse, zur Verwirk- 
lihung wahrhaft universeller , weltumfassender Gedanken zu verwenden 
weiß, und wahrlih die Probleme, welche gerade der gegenwärtigen 
Zeit vorliegen, fordern aufs Dringendste und täglich dringender Geister, 
die nicht in Einzelheiten untergehen, die auch Massen von sich wider- 
sprechenden Erscheinungen und Thatsachen nicht rathlos gegenüberstehen,
	        
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