Full text: Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 2. Band)

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daß die <arakteristische Stellung und Bezeichnung eines jeden der drei 
Jünglinge mit meinem von ihnen vorgefaßten Begriff vollkommen über- 
einstimme , so konnte ich nicht wohl mehr an der Nichtigkeit meiner Er- 
klärung zweifeln, und eben diese Probe, die sie bestand, gibt mir den 
Muth, dieselbe nun auch der verehrten Klasse hiemit vorzulegen. 
Nach der griechis<en Theogonie zeugt Kronos mit der Rhea be- 
kanntlich drei Söhne: Aides, Poseidon und Zeus; aber der große 
Kronos, wie Hesiodos sagt, verschlang jeden der Söhne wieder , sowie 
er aus dem Schooß der heiligen Mutter auf seine Kniee kam, um da- 
dur< abzuwenden, was Gaia und Uranos, die älteren und von ihm 
selbst verdrängten Gottheiten, vorausgesagt hatten, daß ihm bestimmt 
sey, von seinem eignen Sohne bezwungen und überwunden zu werden. 
Rhea aber empfindet über das Unglü> ihrer Kinder untröstlihen 
Schmerz. Demnach gelingt es ihr, den Kronos zu hintergehen, und 
ihm den jüngstgebornen Sohn Zeus zu entziehen, der dann auf die 
bekannte Art den Vater wirklich bezwingt und zugleich auch die von eben 
diesem vers<hlungenen Söhne wieder befreit und ans Licht hervorbringt. 
Fortan theilen sich die drei Söhne in die Weltherrschaft: an der Stelle 
des Einen und ausschließlih herrschenden Kronos herrschen die drei 
Götter, zwar so, daß Zeus als der Hö<ste unter«ihnen über alle her- 
vorragt, daß aber doch jedem sein eignes Reich beschieden ist. Aides 
erhält den untersten Theil, die Unterwelt, zu seiner Herrschaft, P o= 
seidon den mittleren oder das Tiefste alles Oberirdischen, das Meer, 
Zeus das höchste Oberirdische, den Aether. 
Demgemäß sind nun ; solang Kronos noch herrscht, die drei Götter 
gegen ihn im Verhältniß zukünftiger Weltherrscher, aber noh 
sind sie als solche verborgen im Hintergrunde der Zukunft, I< be- 
merke nun zuerst, daß die drei Jünglinge unseres Gemäldes nichts anderes 
als die drei Söhne des Kronos sind. Betrachtet man die Zeichnung 
genauer, so findet man, daß sie unter sich stufenweise erhöht sitzen: 
am tiefsten die uns den Rücken zukehrende Figur, welche ich daher für 
den künftigen Aides erkläre; ich bemerke dabei, daß die auf den Rücken 
gelegte re<hte Hand, welche denr Beschauer ganz die inuere Fläche
	        
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