Full text: Philosophie der Mythologie (2. Abtheilung, 2. Band)

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wir dur< antike Bildwerke eine verschiedene, nämlich eine von der 
früher befannten abweichende, übrigens ebenfalls alte Auffassungsweise 
einer" mythologischen Erzählung kennen lernten. Bekanntlich ist in ver 
griechischen Göttergeshichte dieselbe Katastrophe = daß nämlich ein 
herrschender Gott oder ein herrs<hendes Götterges<leht von einem fol- 
genden verdrängt wird -- zweimal wiederholt. Zuerst herrsc<t Gaia und 
Uranos, der seine von Anfang schon ihm aufsätzigen Söhne, eben 
weil er dieß an ihnen kennt, jeden gleich sowie er geboren wird, in 
der Tiefe der Erde verbirgt (A>yrg &AO0xXPÜNTEOXE XC Es PEOg 
OUx dZuigoxt, Tung &y zeuUF ums). Der AusdruF für dieselbe 
That bei Kronos ist schon ein anderer; es heißt: xo/4 ToVg Ju&y X 
TENE Kobvog u8Ercug Eine no<h bestimmtere Variation ist in die 
Erzählung des darauf folgenden Vorgangs gebracht; auc<h die unge- 
henve Gaia erseufzt innerlich tief über das Loos ihrer Kinder und sorgt 
für eine große scharf schneidende gezahnte Sichel, die sie dem in einen 
Hinterhalt gestellten jüngsten Sohn in die Hand gibt, um dem Vater 
in dem Augenbli>, da er im Begriff ist sich ihr zu nähern, die Zeu- 
gungstheile abzuschneiden (eie I€ um XoÜWEIE LELD , EUEDNKE 
8 zeit donnv xozdtpbÖorTE, und nachher: 6 &' & Aogeolno 
ndig MoEStTO zent). Der Sohn greift also aus einem Hinterhalt 
vor. Diesen Hinterhalt kann man. sih wohl nur in demselben Raum 
denken, in welchem die sämmtlihen Söhne und mit ihnen guch Kronos 
verborgen waren. Der Sturz des Kronos geht nun aber auf veränderte 
Weise vor: Zeus wird dadurch gerettet, daß dem Vater ein in Windeln 
gewickelter Stein zu verschlingen gegeben wird; und Zeus kann ruhig 
heranwachsen, bis er stark genug ist zur Ueberwältigung des Vaters, 
die dießmal ohne Entmannung abgeht. Schon der poetische Sinn hätte 
dem Berfasser der Theogonie nicht erlaubt, dieselbe Geschichte mit un- 
veränderten Umständen sich zum zweitenmal wiederholen zu lassen. In- 
dessen können wir nicht wissen, ob nicht in anderweitigen Sagen und 
gerade in der gemeinen Volkssage die beiden Vorgänge sich weit ähn- 
licher erzählt wurden. Wenigstens war nach einer andern, urkundlich 
nachzuweisenden Sage au< Kronos von seinem Sohne Zeus entmannt
	        
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