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wir dur< antike Bildwerke eine verschiedene, nämlich eine von der
früher befannten abweichende, übrigens ebenfalls alte Auffassungsweise
einer" mythologischen Erzählung kennen lernten. Bekanntlich ist in ver
griechischen Göttergeshichte dieselbe Katastrophe = daß nämlich ein
herrschender Gott oder ein herrs<hendes Götterges<leht von einem fol-
genden verdrängt wird -- zweimal wiederholt. Zuerst herrsc<t Gaia und
Uranos, der seine von Anfang schon ihm aufsätzigen Söhne, eben
weil er dieß an ihnen kennt, jeden gleich sowie er geboren wird, in
der Tiefe der Erde verbirgt (A>yrg &AO0xXPÜNTEOXE XC Es PEOg
OUx dZuigoxt, Tung &y zeuUF ums). Der AusdruF für dieselbe
That bei Kronos ist schon ein anderer; es heißt: xo/4 ToVg Ju&y X
TENE Kobvog u8Ercug Eine no<h bestimmtere Variation ist in die
Erzählung des darauf folgenden Vorgangs gebracht; auc<h die unge-
henve Gaia erseufzt innerlich tief über das Loos ihrer Kinder und sorgt
für eine große scharf schneidende gezahnte Sichel, die sie dem in einen
Hinterhalt gestellten jüngsten Sohn in die Hand gibt, um dem Vater
in dem Augenbli>, da er im Begriff ist sich ihr zu nähern, die Zeu-
gungstheile abzuschneiden (eie I€ um XoÜWEIE LELD , EUEDNKE
8 zeit donnv xozdtpbÖorTE, und nachher: 6 &' & Aogeolno
ndig MoEStTO zent). Der Sohn greift also aus einem Hinterhalt
vor. Diesen Hinterhalt kann man. sih wohl nur in demselben Raum
denken, in welchem die sämmtlihen Söhne und mit ihnen guch Kronos
verborgen waren. Der Sturz des Kronos geht nun aber auf veränderte
Weise vor: Zeus wird dadurch gerettet, daß dem Vater ein in Windeln
gewickelter Stein zu verschlingen gegeben wird; und Zeus kann ruhig
heranwachsen, bis er stark genug ist zur Ueberwältigung des Vaters,
die dießmal ohne Entmannung abgeht. Schon der poetische Sinn hätte
dem Berfasser der Theogonie nicht erlaubt, dieselbe Geschichte mit un-
veränderten Umständen sich zum zweitenmal wiederholen zu lassen. In-
dessen können wir nicht wissen, ob nicht in anderweitigen Sagen und
gerade in der gemeinen Volkssage die beiden Vorgänge sich weit ähn-
licher erzählt wurden. Wenigstens war nach einer andern, urkundlich
nachzuweisenden Sage au< Kronos von seinem Sohne Zeus entmannt