1:2 Einleitung: Die organische Auffassung des Erdganzen.
Kalkstein- und Dolomitlager helfen feste Kohlenstoffverbindungen die Erde aufbauen. Jede Auf- Salz
lösung von Kalkstein oder Dolomit unter Hinzutritt von freier Kohlensäure, wobei doppelt- abso1
kohlensaure Salze gebildet werden, bedeutet erneute Bindung von Kohlensäure der Luft, wäh- sächli
rend umgekehrt Kalkniederschläge unter Abgabe von Kohlensäure stattfinden. Dabei gehen also land]
Bestandteile der Luft unmittelbar in das Feste über und umgekehrt.
Großartige Verschiebungen an der Grenze der Lithosphäre und Hydrosphäre zeigt uns das Qand
feste Wasser. Die Gletscher rücken periodenweise vor, wobei sie nicht bloß in der Länge, son- Ban;
dern in der ganzen Masse wachsen, und dieses Wachstum geschieht auf Kosten des Wasserdampfes Was
in der Luft. Gehen Gletscher zurück, so nimmt das flüssige und dampfförmige Wasser in ihrer
näheren und ferneren Umgebung zu. Auch die Flüsse und Seen haben zeitweilig einen höheren
Stand, weil sie mehr flüssiges Wasser in Form von Regen und anderen Niederschlägen auf-
genommen haben, wodurch für einige Zeit die Luft wasserärmer wird. Wir kennen nun eine
Periode, die sogenannte Eiszeit, in der ein großer Teil der Norderdteile und alle Hochgebirge der
kalten und gemäßigten Zone in Eis vergraben waren. Selbst die Alpen, die heute nur vereinzelte
Gletscher haben, waren damals samt den Voralpen tief vereist, ihre heutige „Lokalverglets<herung“
ist nur ein s<wacher Nachklang ihrer ehemaligen EiSeinhüllung, unter der Berge von 2000 m
vergraben waren. Damals lag also ein Teil des Wassers, der heute flüssig oder dampfförmig
ist, in einförmig gewölbter EiShülle über den Ländern, die das Eis „blasenförmig“ oft ohne
Lücken überzog; den EiSmassen entsprechende Mengen von Wasser in Dampfform blieben dabei
der Luft entzogen. Spuren der mächtigen Umgestaltung, die dann das Schmelzen dieser Massen
festen Wassers bewirkte, sehen wir im norddeutschen Tieflande, wo uns gewaltige Thalungen
von Strömen berichten , die um vieles größer waren als die größten Ströme, die wir heute
dort finden oder unter den heutigen Zuständen für möglich halten.
Bleiben wir in der Gegenwart, so zeigt uns die Hydrosphäre unaufhörliche Verwandlun-
gen und Rüverwandlungen des festen, flüssigen und dampfförmigen Wassers in einem wahren
KreisSlauf zwischen dem Meer und dem Lande, der Luft und dem Boden. Ein sehr großer Teil
der geographischen Erscheinungen, z. B. alle Quellen, Flüsse und Seen, der Firn und die
Gletscher, sind Glieder in der Kette dieses unablässigen Wechsels, fast jeder Fluß, der in den
Alpen entspringt, durchläuft die Formen Firn, Gletscher, Gletsherabfluß, See over Moor und
fertiger Fluß. Die Landschaftsbilder, die uns diese Verwandlungen zeigen , sind äußerst lehr-
reich (s. die Abbildung, S. 11). Dabei ist der halbflüssige Zustand des festen Wassers geo- :
graphisch besonders wirksam, und das Hineinlagern eines Gletschers in ein Flußthal, das FE
Strömen des Flusses in einem vom Gletscher ausgehöhlten Thale, ja selbst die Einlagerung von
Firnfle>en in Thalrunsen zeigt, daß das Wasser auch als Eis die Erdoberfläche durch fließende den
Bewegung umgestaltet (s. die Abbildung, S. 13). als 1
Jeder von diesen Übergängen des Wassers aus einem Aggregatzustand in einen anderen fläch
bedeutet eine sehr große Veränderung seiner mechanischen Leistungsfähigkeit. Das Eis läßt den als
Fel5blo> fallen, sobald es flüssig geworden ist; sobald das Wasser verdunstet, wobei fremde Stoffe Pro;
„„auskristallisieren“, und auch meist, wenn es in den festen Zustand übergeht, läßt e8 alle shweben- viell
den und gelösten Bestandteile zurü>. Daher kommen die eigentümlichen Ablagerungen an den Rey
Grenzen der Aggregatzustände des Wassers: Moränenwälle am Ende der Gletscher und selbst der also
Firnfle>en, unterseeische Schutt- und Blo>anhäufungen in den Gebieten, wo Eisberge in warme Hert
Strömungen eintreten, in denen sie abs<melzen, Zunahme de38 Salzgehaltes verdunstender Binnen- bei |
feen und gefrierender MeereSteile, wenn auch in viel geringerem Maße, Bildung von Salzsümpfen, man