Full text: Die Kunst der Gotik (7)

As == — 
in 
m D I E B I L D N E R E 1 
an 
X, 
MS 
er 
an Die Anfänge des bildnerischen Formgedankens — noch nicht des Stils — 
ü- eignen ausschließlich dem Westen. Die gotische Plastik beginnt mit dem 
S- Figurenportal — der Idee nach. Ob es Chartres, ob es Saint-Denis war, ob der 
ın Gedanke vom Süden kam, wofür die geschichtliche Wahrscheinlichkeit spricht, 
rt und in dem Schöpfer von Saint-Denis seine für die gotische Zeit dauernde 
as Geltung erhielt, ist hier nicht zu untersuchen, denn all das bleibt Angelegenheit 
en der Erfüllung des Romanischen. Angelegenheit des Romanischen endlich: die 
es märchenhafte Hütte von Chartres mit ihrem Figurenheer des Nord- und Süd- 
portals, in deren Mitte die Verkörperung des romanischen Ideals zu letzter 
n; Schönheit geboren wird — wie in dem deutschen Bamberg zu letzter Kraft. 
as Angelegenheit des Romanischen: die inmitten gotischer Gestalten verbliebenen 
€- Figuren der Verkündigung am Westportal zu Reims (Abb. 385), wo die Reife 
= eines Spätstils sich unmittelbar mit Antikischem berührt; gleichsam ein 
er Scheidegruß an die Mutter alles Romanischen. 
1g Denn Ziel des Gotischen heißt: die Antike überwinden. Diesem Ziel 
n- dient das ganze dreizehnte Jahrhundert. Gleiches Geschehen erfüllt sich im 
an Westen wie im Süden, d.h. innerhalb der gesamten lateinischen Welt: ob 
n- es die Meister von Chartres und Amiens sind oder Niccolo und Giovanni 
'S- Pisano. Man erkennt zunächst im Antiken einen Weg, Eigenes zu letzter 
er Schönheit zu formen. Der Romane erringt so ein klassisches Ideal — in 
us Deutschland führen Bamberg und Naumburg letzten Endes zum Barocken. 
in (Es ist müßig, Rechnungen anzustellen, was hätte geschehen können, wenn 
3l- das Imperium des Staufers Friedrich II. weitergelebt hätte, denn es trug 
er Reife und Tod in sich.) Die innige Berührung mit dem antiken Formideal 
ng muß sich vollziehen; der Weg dahin leitet durch das ganze zwölfte Jahr- 
h- hundert des Westens. Und der Bund war gesegnet; ihm entsproß das schöne 
ie Kind der holdseligen gotischen Gestalt. Der Vorgang ist einmütig innerhalb 
m der geistigen Welt des damaligen Abendlandes: die Philosophie, die Dich- 
u- tung, die Kunst des dreizehnten Säkulums; sie alle sind durchglänzt von 
T- antiken Ideen. 
an Aber das Rad der Geschichte kennt keinen Halt. Die Berührung mit der Erde 
he vermochte eigene Kraft zu Gewaltigem zu erhöhen, war aber nicht — wie 
vo dem Antäus — die alleinige Kraft. Vielmehr hat das Irdische den neuen Geist 
geboren, wie aristotelisch-antike Geklärtheit das gotische Ideal eines Thomas 
von Aquin. Scheinbar eine Renaissance — in Wahrheit der Morgen des glanz- 
vollsten Tages im abendländischen Mittelalter. 
”I
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.