Full text: Die Kunst der Gotik (7)

von Saba und Salomo; Herodes gingen, liegt der Höhe- und Wende- 
und die drei Magier (378). Ver- punkt der gotischen Steinplastik Frank- 
kündigung, Heimsuchung, Dar- reichs — in vieler Hinsicht der Gotik 
bringung im Tempel (379). überhaupt. Über die Reihenfolge der 
Erstes Viertel des 13. Jahrhun- Meister, die von ca. 1210 bis ca. 1299 
derts, Die Figuren nicht mehr iso- dort tätig sind, vgl. Anm. zu Abb. 224 £. 
liert, sondern zu Gruppen ge- Das Gesamte der Hunderte von Skulp- 
ordnet. Die innere Standfestigkeit N DE DT Er ee 
N BEER Zi anrneR al den, wird bezeichnet durch drei ent- 
der Westportalplastik von Notre- scheidende Werkgruppen: a) den (noch 
Dame in Paris die ersten ent- spätromanischen) Meister der — nach- 
scheidenden Großwerke gotischer träglich im mittleren Westportal (Abb. 
Kathedralplastik. 385) aufgestellten — Heimsuchung, der 
; n E die älteren Schulen (Chartres, Senlis) 
380. Linker Pfeiler des mittleren zu reifster Formvollendung führt; — 
Westportals. b) den Meister der Königin von Saba 
Erste Hälfte des ı3. Jahrhun- und des neben ihr stehenden Propheten 
derts. Wichtig für das Atelier von (Esaias oder Abiathar? Tafel XXI und 
Amiens sind vor allem die Vier- Abb. 384) sowie den Meister der Josef- 
paßreliefs mit den Monatsbildern gruppe (Abb. 384, zweite Figur von 
und Szenen aus dem Leben der links); zwischen den Ateliers dieser 
Propheten (um 1225—1230) ; kom- beiden gewaltigsten Werke liegt der 
positionell sind diese vorgebildet Prozeß der Auseinandersetzung der 
in Sens (Frühzeit des 13. Jahr- Reimser Hütte mit Amiens (vgl. 
hunderts) und Paris, Abb. 378—381). Im Gefolge dieser Ate- 
Nach Martin, a. a. O. liers entstehen die Königsfiguren (vgl. 
Tafel XX. ‚Le Beau Dieu d’Amiens‘‘, Tafel XXII); c) das jüngste Atelier, 
Figur vor dem Mittelpfeiler des nahe dem Ende der Hochgotik, dem 
mittleren Westportals. Miniaturstil des ‚‚,Psalters des heiligen 
Erste Hälfte des 13. Jahrhun- Ludwig‘ (Abb. 547) parallel gehend; 
derts. Der Idealtyp der gotischen ihm gehören die Skulpturen des inneren 
Statuarik des Jahrhunderts; die Westportals (Abb. 390) an. 
idealistisch verklärte Form gleich- Der Entstehungszeit nach ergibt sich 
zeitig reich und geschlossen. (nach Panofsky) etwa folgender Verlauf: 
Nach Baudot, a. a. O. Von den ursprünglich beabsichtigten 
381. Gesamtansicht des mittleren Westportalen ist erhalten das Jüngste- 
Westportals. Gerichts-Portal und das Sixtus-Portal; 
Im Tympanon Darstellung des beide sind vor 1225 entstanden und 
Jüngsten Gerichts, im Gewände wurden schon zu diesem Zeitpunkt — 
Apostel und Jünger als Begleiter an Stelle ihrer ersten Bestimmung für 
des Christus am  Mittelpfeiler die Westfassade — in die Schauseite 
(Tafel XX). Um 1220—1230:; das des nördlichen Querhauses vermauert. 
entscheidende Hauptwerk ! der Dazu gehören ferner die — am stärksten 
Hütte von Amiens im Augenblick von Chartres her beeindruckten — 
ihres Übergreifens. nach Reims Prophetenfiguren am Südgewände des 
(vel. Abb. 388—389). rechten Westportals (Abb. 387), die um 
Nach Martin 22 © 1210—1220 angesetzt werden dürfen. Es 
A folgen die Apostel des Gerichts-Portals 
382—301, Tafel XXI, XXIII. RE1Ms. (vgl. Prop.-Kunstgesch. VI. Abb. 519; 
Skulpturen der Kathedrale. 2. Aufl. Abb. 523 und unsere Abb. 383), 
Vgl. Erwin Panofsky, Über die Reihen- Werke von höchster Pathetik spätroma: 
folge der vier Meister von Reims, Jahrb. nischer Ausdruckskunst, mit Bamberg 
f. Kunstwissenschaft 1927, S. 55—82. nächst verwandt. In die Reliefs des 
In den Werken, die aus den verschie- Jüngsten Gerichts (Abb. 383) ist die 
denen Ateliers der Reimser Kathedral- Großformigkeit dieses Stils übergegan- 
hütte des 13. Jahrhunderts hervor- gen, aber gemildert durch einen wei- 
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