e Verwischung trennender Glieder zugunsten dieser letzten Einheit zu erreichen.
) Erst ein Blick auf Spätwerke des Jahrhunderts, wie die Westportale der
. Kathedrale zu Bourges (Abb. 395), zeigt, wie weit der reliefplastische Stil von
i Amiens seiner Zeit vorangeht.
; Aber auch die Totalität des bildnerischen Aspektes ist noch nicht das letzte,
- das dieser großen Hütte eignet. Hatte das Problem der Portalfigur für die Auf-
S gabe tektonischer Gewichtsverteilung eine neue entscheidende Deutung ge-
ar funden, indem sie die Eigenlebigkeit der lotenden Gewandfalten zum sinn-
ıt fälligen Dasein der in ihrer Schwerkraft stehenden Gestalten erhebt, hatte sie
ie in den Bildern der Bogenfelder die Schmuckpracht der Chartreser Linie einem
n höheren Zwecke schaubarer Einheit geopfert, so weiß sie schließlich dem
re Genius zierhafter Anmut — dem Grundanliegen der Zeit — noch eine herr-
2- liche Spende darzubringen in den Vierpaßreliefs der Sockel (Abb. 380, 381).
et Hier wird der schönen Erde vollstes Recht: in den Monatsbildern (Abb. 380),
1e den Anekdoten aus dem Prophetenleben, den Tugenden und Lastern. Es sind
ın altbekannte Themen, hundertemal fanden verwandte Gedanken auf roma-
3- nischen Kapitellen oder Portalarchivolten Verwirklichung, denn allein unter
ie dieser Idee konnte der romanische Bildner es unternehmen, einen Strahl des
;h eigenen Alltages vor den Augen der Umwelt aufleuchten zu lassen ; etwa so, wie
an der Legendenchronist zuerst der Wirklichkeit einige Zeilen widmen konnte.
T- Auch Paris hatte das gleiche Thema gewählt. An vielen Kathedralen des drei-
at zehnten Jahrhunderts wären sie — angedeutet oder durchgeführt — festzu-
ar stellen. Was in Amiens neu ist, beruht in der sinnvollen Art der Anordnung,
va die mit der teppichartigen Reihung der Vierpaßreliefs eine letzte Einschmie-
in gung in den tektonischen Willen vollbringt (Abb. 380). Der souveräne Verzicht
an auf plastische Eigengeltung — ganz zu ermessen, wenn man die hohe Schönheit
°h etwa der Prophetenszenen im einzelnen betrachtet — ist würdig der frühen
ja Gotik; ähnlich hatte einmal das fünfte Jahrhundert von Hellas mit der Schöp-
en ferkraft künstlerischen Reichtums geschaltet.
as Der Hütte von Amiens steht Reims gegenüber. Zunächst das Opus der
ne Seitenportale: des Jüngsten Gerichts (Abb. 383) und der Sixtuspforte (Abb.382)
Die Zusammenhänge zum Spätromanischen sind klarer. Die Gewändestatuen
l- der Portale: Chartreser Stil in robusterer Prägung. Noch am südlichen West-
lt portal (Abb. 386, 387) hat dieser Stil fortgelebt und am Hauptportal in der
k. Heimsuchung (Maria und Elisabeth, Abb. 385, rechts) sein größtes Werk ge-
an schaffen. Wäre die Gruppe der Heimsuchung das einzige Bildwerk in Reims,
‘D- so könnte es scheinen, als ob diese dem Frühgotischen an Weite des seelischen
re Horizontes überlegene Kunst das Endziel des frühen dreizehnten Jahrhunderts
er überhaupt bedeute. In Wirklichkeit blieb die Synthese des alten und neuen
re Stils, die im Formproblem der Heimsuchung einmalig angedeutet erscheint,
ie Tat eines Besonderen über seiner Zeit.
ag Rein als Bildner sind die Meister von Amiens die stärkeren; die höhere
ad monumentale Schönheit kommt den beiden frühen Portalwerken von Reims
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