2s übernommen, hart fügen sich ihre reichen Konturen in die gewaltige Schlicht-
mn heit ihrer Umgebung. Ihr Meister wußte noch nichts von der sich bauenden
SE: Gewalt eines Leibes, von der Möglichkeit, den Massen einer plastischen Ober-
at fläche die Wucht tektonischer Körper zu geben. Ihm galt Schönheit mehr als
S- die lachende Wirklichkeit, und zuletzt hat Antikes seine Kunst allzu gefesselt.
er Ein Blick auf Salomo zeigt das: wie der antike Schimmer einer Rhetorengeste
ze zu Eigenem umgeformt ist — das heißt die Antike überwinden. Denn dem
h- Schöpfer der Verkündigung gilt die Welt seines Tages, die er in das Lächeln
seines Engels zu bannen vermag, wie die Physiognomie eines Zeitgenossen in
ar das Antlitz des Joseph. Und all das erscheint ihm noch kaum wesentlich
er gegenüber der höheren Aufgabe: wie seine Figuren dem Gesamtwerk höchste
er Anmut und Würde verleihen. Wie die Figuren in freier rhythmischer Bindung
in vor dem strengeren Strophenbau der Portalsäulen stehen, und so dem Ganzen
das Vollklingende reicher Instrumentierung eignet, wie über dieser prachtvollen
as Dominante das Zierwerk der Archivolten hinaufwächst zu der Phantastik der
ın Giebel, plastische Kraft mit unerhörter Verschwendung hinaufgetragen bis in
an die Kronen der Türme, all das kündet eine rein vitale Fülle der Zeit von
ie unerschöpflichem Umfang. Nicht allzuoft stand Europa — auch späterhin —
»h so spielenden Mutes vor dem Riesenwerk solchen Unterfangens.
e. Das dritte Portal mit den Zeugen und Patronen des neuen Reiches (Abb. 388,
ns 389): Theodorich, Remigius, Nicasius, mit seinen Engeln und Aposteln ist im
ht Wesen verhaltener, gleichsam stiller; der Ausdruck der Gesichter ist erdennäher
er und dem Wechsel des Daseins enger verbunden. Am Südportal, wo zur Linken
st, diese Menschen den Recken des alten Bundes der rechten Seite (Abb. 387)
d- unmittelbar gegenüberstehen, wird die fast modische Eleganz der Gesten
nn offener Gegensatz: der Umschwung innerhalb einer Generation.
in Die Loslösung von der hohen Konvention romanischer Gepflegtheit hat sich
endgültig vollzogen, als diese Portalstatuen entstanden. Die neue Kunst
te — eine wahre ‚‚ars nova“ — schaut mit holden Augen in die Welt. Noch ver-
zt schwendet man nicht mit dem hohen Gut glücklich eroberter Wirklichkeit.
Sn Die bildnerische Form, wie sie die Reimser Meister der ersten Hälfte des drei-
t- zehnten Jahrhunderts erleben, steht auf der geistig einsamen Höhe eines Ein-
h- maligen. Die Königsfiguren (Taf. XXII), die Gestalten der ersten Menschen,
te die unübersehbare Schar der Figuren in Archivolten (Abb. 391), endlich der
er Reliefschmuck des Portalinneren mit der klasiisch gehaltenen Form der Grup-
er pen — all das ist der heldenhafte Sinn der frühen Gotik.
je Aus diesen Welten steigt ein grotesk Widerspiel auf: die Masken von Reims.
Es Zunächst ist es ein Begleitakkord, was in der gewaltigen Fülle des Häßlichen,
des Schrecklichen, des Phantastischen lockt. Noch läßt kein Bild ahnen, daß
); die phantastische Laune des Drolatischen einmal die Kunst beherrschen
a; wird — im fünfzehnten Jahrhundert. Zunächst bleibt die Linie der großen
nd Kathedralbildnerei solchen Beifälligkeiten des umgebenden Lebens nicht zu-
ter geneigt. Der Weg führt vielmehr zu bewußter Steigerung der Majestät.
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