den Gebildeten, während das naive Wohlgefallen der deutschen Zeitgenossen Je:
sich der bürgerlich-naturalistischen Kunst zuwendete, die später ihre Blüte im
im Impressionismus erlebte. Man sagt wohl, er sei im Alter zeitfremd geworden; Th
doch im tieferen Sinne lag die Entfremdung schon im Datum seiner Geburt He
begründet. Die ganze Strömung, deren vornehmster Vertreter Cornelius he!
war, erscheint uns, aus weiterem Abstand betrachtet; als ein sublimer Ana- in
chronismus. — In Einzelheiten mit ihm abzurechnen, ihm seine Verzeich- pla
nungen und seine „schlechte Malerei‘‘ vorzuhalten, ist unbillig, sogar lächer- he]
lich. Denn diese Dinge verschlagen nicht für die Gegebenheit seiner Kunst. ihr
(Und im übrigen: wie sah es denn um die Qualitäten der ihm vorgezogenen {te
Maler aus?) Auch ist ihm gerechterweise nicht seine romanisch-raffaelische
Formensprache vorzuhalten. Denn sie war nun einmal die Formensprache he
des klassisch-romantischen Stils. Entscheidend für unsere Bewertung ist, be;
was hinter dieser Sprache steht, die persönliche Gestaltungskraft des Mannes,
die über jeden Zweifel erhaben bleibt. Sie ist es auch, die ihn über den do
Fanatiker des Klassizismus, den Mann der vagen Versprechungen, Asmus VC
Carstens, weit erhebt. do
Es ist bereits am Eingang dieses Buches bemerkt worden, daß die Romantik tal
ihren vorzugsweise angemessenen Ausdruck in der Poesie und Musik gefunden un
habe, und daß die bildende Kunst unter ihrem Zeichen allmählich immer de:
stärker von poetischen Nebenabsichten durchsetzt werde. Den nächsten M:
Schritt in diesem Sinne unternimmt von Cornelius aus Wilhelm Kaulbach m:
(1805—1874). Er ging aus der cornelianischen Schule hervor und galt in ihr wa
als die stärkste Begabung. In der Tat war ihm auch das Talent der Kom- de
position angeboren — die Fähigkeit, über massenhafte Figuren weiträumig ste
und übersichtlich zu disponieren, gewissermaßen als der Regisseur großer sc}
Bühnenbilder. Der Vergleich ist statthaft, weil Kaulbach in besonderem To
Sinne theatralisch, sogar komödiantenhaft geartet war. (Auch das ist ein Zug Ch
seiner Generation, der sich beispielsweise bei Preller und in Frankreich bei TiS
Gustave Dore wiederfindet.) Die Geläufigkeit im schwunghaften Komponieren du
fand nun ihr Korrelat in der phrasenhaften Oberflächlichkeit der Form im M:
Einzelnen. Dem leidenschaftlich strengen Pathos eines Cornelius setzte Kaul- Ge
bach die Gefälligkeit entgegen. Die Glieder seiner theatralisch gespreizten WC
Gestalten sehen aus, als stäken sie in wattiertem Trikot und ihre Mienen sind Me
maskenhaft. Der starke Eindruck, den Kaulbach auf seine Zeitgenossen Sc
machte, ist wesentlich der des Sensationellen und beruht weniger auf den de
formalen Qualitäten als auf den poetischen, philosophischen oder satirischen m:
Motiven seiner Bilder. Er ist der Maler der Nebengedanken, vom welt- ka
historischen Überblick bis zur Sphäre ordinärer Lüsternheit. Thausing be- er
merkte einmal von ihm, er sei ein „Idealist, wo es sich darum handelt, das Mi
Gemeine zu maskieren‘“. Bedenklicher noch als seine Kunst war die Ge- Gr
sinnung, aus der sie hervorgegangen war. In seinen großen Gemälden hi- do
storischer Motive (der Schlacht bei Salamis im Maximilianeum, der Zerstörung A
LIN