wie den Sneewittchenbildern in Frankfurt (Tafel XLII, Abb. 457). Schol-
derer (1834—1902), der Meister ausgezeichneter Stilleben und Bildnisse,
kehrt wenigstens gelegentlich, wie in dem Bilde des jungen Geigers, mit den
Mitteln eines verfeinerten malerischen Ausdrucks zu der gefühlvollen Ro-
mantik der Älteren zurück. Sein Geiger ist ein naher Verwandter der ein-
sam in die Ferne gewandten Naturbetrachter eines Friedrich oder eines
Kersting (Abb. 455).
Wir kehren noch einmal zur Landschaft zurück, indem wir an Heinrich
Franz-Dreber (1822—1875) erinnern, den in Rom angesiedelten Sachsen.
Er war eine zarte sensible Natur, kein großer Künstler, aber er hat eine
bedeutsame Rolle in der Geschichte unserer Kunst gespielt, da er einer der
Vermittler war zwischen der frühen und der späten Romantik des neunzehnten
Jahrhunderts. Von Ludwig Richter ging er aus, der in Dresden sein erster
Lehrer war und auf dessen Rat er in jungen Jahren nach Rom zog, wo er
fortan haften blieb. Hier erfuhr er noch den Einfluß des Klassizisten Rein-
hart, dessen vier letzte Jahre er erlebte. Die Berührung trug wohl das ihre
dazu bei, um Drebers fernerer Lebensarbeit die Wege zu weisen. Denn auch
Dreber war klassisch-romantisch gesinnt. Freilich verlor sich bald bei ihm
die strenge Gliederung der Pläne, wie sie Koch und Reinhart und nach ihnen
in seinen Anfängen auch Richter angewendet hatten. Der Zug einer neuen
auf malerische Werte gerichteten Absicht berührte auch unseren Dreber.
Er erfaßte die Landschaft als einheitliches Raumgebilde und verstand es,
der leise verschleiernden Atmosphäre Ausdruck zu geben. Doch blieb dabei
das klassische Liniengefühl lebendig und, wenn er Figuren in seine Land-
schaften verwob, so dienten sie ihm zur Verstärkung der klassischen Haltung
(Abb. 458, 459). Seine Farben, die in den ersten römischen Jahren wohl-
gestimmt und hell waren, verloren sich allmählich in eine grau tonige Ge-
dämpftheit. — Als Böcklin 1850 zuerst nach Rom kam, empfing er von Dreber
nachhaltige Anregung. Man darf auch annehmen, daß Hans v. Marges, so
wenig er seinen deutschen Zeitgenossen verdanken mochte, in dem älteren
Sachsen wenigstens die wahlverwandte Absicht anerkannt habe. So hütet
Dreber in einer Zeit, für deren Kunst Rom seine alte Bedeutung verloren
hatte, an klassischer Stelle die von den Nazarenern ausgehende Tradition,
um sie einem jüngeren Geschlechte zu überliefern.
Das eigentümliche Verhältnis, in dem die romanische Kunstbegabung zur
Romantik steht, wird deutlich, wenn man in der Malerei die Franzosen be-
trachtet, die unter den Romanen nunmehr allein in Betracht kommen. Denn
sie haben als Maler, als welche sie unbestritten die Führung übernehmen,
sich am ausführlichsten ausgesprochen und das Problem von verschiedenen
Seiten berührt. Ihr Verhältnis zur Romantik ist dem der Germanen ent-
gegengesetzt, d. h. der Klassizismus ist ihre Geistesheimat, die Romantik die
Fremde, die sie sich nie völlig anzueignen vermögen. Insbesondere bleibt
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