cn Anflug Führer eben nicht schrieben, sondern schufen. Für den Wandel des Zeitstils
N Einfalt ist nicht der Literat, sondern der Künstler verantwortlich. Er am ersten
bezeichne, spürt es am eigenen Leibe, wenn ein Formgesetz sich überlebt, und dieses tritt
vielleicht ein, wenn er auf dem Wege, den seine Lehrer ihm weisen, keine neuen Ziele
ıckelmann mehr vor sich sieht. Das aber war gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts
ke hinein- der Fall. Über Pöppelmann und Balthasar Neumann oder Quirin Asam, über
’rzliche 7 Oppenord und Cuvillies ging in dem anmutig verschwenderischen Stil des
erwinden, früheren achtzehnten Jahrhunderts nichts hinaus. In der heranreifenden
alienischen Künstlerschaft besann man sich auf die ernsteren Vorbilder der Antike, die
1, aber — von den Launen des Rokoko viel mehr umrankt und überwuchert als völlig
n So recht verdrängt waren. Sie standen unvergessen da. Nun sind uns zwar die Werk-
üt als un stattgespräche der jungen Künstlerschaft jener Zeit nicht überliefert; wir
;t. Für 58 dürfen aber annehmen, daß es damals wohl nicht anders zugegangen sein
das Ratio- wird als in unseren Tagen, wo wir es selber erlebt haben. Was unter den
lernt und Künstlern erträumt und erstrebt wurde, setzte sich bei den ihnen befreundeten
nit Mathe- Gelehrten in Wort und Schrift um. Ein Winckelmann wirkte, nicht weil er
Wie ganz die Künstler zu bekehren vermochte, sondern weil er von ihnen bekehrt
en ist das war, weil er aussprach, was sie ohnehin als das Rechte und Wahre erkannten
oder zumindest ahnungsvoll begehrten.
Daten Zr Die Zentrale antiker Kunst war damals Rom. Hier war Palladio gereift
, getrieben und von hier aus 'bildeten sich fortlaufend die Vorstellungen, die man von der
N Raphael Größe und Schönheit klassischer Bauformen und idealer Menschengestalt
1748 fing hegte. In Rom also bereitete sich selbstverständlich auch der erste Anstoß
gannen die zum Klassizismus vor. Dieser Anstoß ging von Piranesi (1720—1778) aus.
le 1755 m Nicht als ob Piranesi darum selber ein Klassizist gewesen wäre! Man emp-
°s über die findet hier wieder einmal die Unzulänglichkeit der zum Schematisieren ge-
‚vid Leroy neigten Art wissenschaftlicher Betrachtung. Dem Bestreben des theoretisch
n Winckel- geschulten Historikers, in reinlicher Scheidung die lebendigen Kräfte zu ordnen,
nisse merk- setzt die Natur komplexe Persönlichkeiten entgegen, in denen einander
en und be- widersprechende Bestrebungen sich zur Einheit verbinden.
Geschehen Piranesi ist aus seiner Herkunft zu begreifen. Ein Venezianer, der seine
ersten Eindrücke von der phantastischen Kunstwelt seiner Vaterstadt emp-
storiker ist fangen hatte, in der Sphäre des Barock geschult, wird aufs tiefste berührt
n Winckel- von den Bauten Palladios, die inmitten der venezianischen Pracht den hohen
jert, voran- Adel des Klassischen atmen. Wir glauben nicht fehlzugehen, wenn wir an-
bildenden nehmen, daß die Begeisterung für Palladio den Jüngling zu den Quellen
die Hand, wies, aus denen jener geschöpft hatte. Die elementare Leidenschaft, mit der
‚eschwinder nun Piranesi die Eindrücke des alten Rom in sich aufnahm, ist dem En-
ın getragen thusiasmus Winckelmanns vergleichbar — nur daß bei dem Künstler das Ge-
Programm fühl sich naiver regte, um sich alsbald in eigene Schöpfungen umzusetzen.
In der Tat Vermöge dieser Begeisterung erschloß sich Piranesi das Wesen römischer
en, SEWESCNH Kunst in visionärer Klarheit. Nicht um die Antike Winckelmanns handelte
. die wahren es sich bei ihm, nicht um die edle Einfalt und stille Größe. Die Römerkunst,
2 Pauli, Klassizismus II
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