erst 1769 erschien. In den Opere varie finden sich unter krausen rokoko- ein £
mäßigen Einfällen ein paar edle, palladianisch gestimmte Architekturträume und :
(Abb. 148—150) und unter den Cammini, die das eine Motiv mit unerschöpf- und
licher Phantasie ausgestalten, gibt es Blätter, die dem Klassizismus stark vor- in se!
arbeiten (Abb. 152). Dabei ist beachtenswert der wiederholte Hinweis auf der ı
Ägypten (Abb. 151). Die Tatsache als solche ist bedeutsamer als die Form- betät
gebung im einzelnen, die mit ägyptischen Motiven ein tolles Wesen treibt. Gesa
In der Folge trat nun die auf den ersten Anblick überraschende Erscheinung Auss
ein, daß an den klassischen Stätten Roms selber die Antike für die zeitgenös- raffa
sische Baukunst weniger wirksam blieb als im nördlichen Italien und jenseits ihren
der Alpen. Und ebenso war es in Neapel in der Nähe Pompejis und der Tempel ihrer
von Pästum. Hier wirkte noch in der Vorliebe für ein pompöses Barock dann
etwas wie ein leiser Widerhall des römischen Pathos der Massen. Ein so (1754
erzbarock gefühltes Gebilde wie die Wasserfassade der Fontana Trevi, die (zum
seither mit Recht als ein Wahrzeichen römischer Kunstgesinnung angesehen (1742
worden ist, wurde erst 1762 fertig. Die Baumeister der jetzt neu hergerichteten Di
Räume der vatikanischen Sammlungen, Michelangelo Simonetti, Giuseppe die 1
Camporese, die die Sala rotonda und die Sala a croce greca schufen, und Ra- zun
phael Stern, der den Braccio nuovo des Museo Chiaramonti baute, entnahmen denk
wohl ihre Anregungen den Resten und Rekonstruktionen römischer Thermen der v
und Kaiserpaläste, aber dem strengeren Wesen des Klassizismus blieben sie italie
fern. Auch der große Palast, den Luigi Vanvitelli zu Caserta für den König Rept
von Neapel erbaute (1752 vollendet), ist höchstens als eine Wendung zu leons
klassischer Ruhe innerhalb des spätbarocken Formkreises zu werten und die s
überdies nur mit Vorbehalt als eine rein italienische Schöpfung. Das Element dient
der Nüchternheit, das ihm beiwohnt, ist seinem Meister wohl von seinem war
holländischen Vater vererbt worden. Das Hauptwerk klassizistischer Archi- archi
tektur im Süden Italiens, die erst 1831 vollendete Kirche San Francesco di der 4
Paola zu Neapel (Abb. 154), vereinigt Reminiszenzen an das Pantheon in dem grün:
Hauptbau mit solchen an Palladios Villen in den Kolonnaden ihrer aus- auf 1
schwingenden Flügelbauten. Und ihr Baumeister war ein Oberitaliener, die E
Pietro Bianchi (1787—1849) aus Lugano. In Rom wäre als vereinzeltes gebli
Beispiel des reinen Klassizismus San Pantaleo von Giuseppe Valadier der &
(1762—1839) zu nennen, 1806 vollendet, ein kleiner feiner Bau eines archäo- Must
logisch geschulten Meisters (Abb. 159). Weniger durch ausgeführte Architek- nimn
turen als durch die Abbildungen der antiken Ruinen oder durch Vorlagewerke Stadi
dekorativer Entwürfe hat die römische Künstlerschaft am Werden des aller
Klassizismus mitgewirkt. Winckelmann kam für sie weniger in Betracht. im FE
Sein Einfluß strahlte über Italien hinaus nach Norden; den Italienern seiner Bewe
Umgebung hatte er — von seinen antiquarisch interessierten Gönnern und größt
Freunden abgesehen — nach deren eigener Meinung nichts Neues zu sagen. hat E
Unter den Malern, die ein begeistert sentimentales Interesse an den römi- glück
schen Ruinen entfachen halfen, ist Giovanni Paolo Pannini (1695-—1768), farbis
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