368
Al3 Heizröhrenkessel seien hier auch die Fairbairn- (sprich: Fährbärn) Kessel
genannt. Einen solchen nach Ausführung von Jaques Piedboeuf in Aachen
stellen Fig. 403 bis 406 dar. Der Kessel zeigt eine Vereinigung eines Flamm-
rohrkessel3 K, mit einem Heizröhrenkessel K,. Die beiden Flammrohre F, und F,,
in welchen je ein Feuerraum untergebracht ist, vereinigen sich hinter den Feuer-
brücken zu einem gemeinsamen Flammrohr F, da8 von Gallowayröhren y abgestützt
ist, wie bei dem Kessel Fig. 393 bis 395. Die Heizröhren h bilden die Verlängerung
dieses Flammrohres und sind zwischen diesem und dem hinteren Kesselboden ein-
gesezt. Die auf beiden Rosten erzeugten Feuergase durchziehen zunächst das
Flammrohr, in welchem sie zwei Querwände, welche seitlich eingeschoben werden
können, umziehen, damit sie innig vermischt werden; so gelangen sie in die Heiz-
röhren und darauf nach den zwei Seitenzügen, um, vereinigt durch den Unterzug,
abgeführt zu werden.
Zur Reinigung von Flugasche und Ruß ist ein cylindrischer Rohrstugzen,
der sogenannte Fahrlochstuzen X durch den Kessel in das Flammrohr geführt.
Während des Betriebes ist er von einem Deckel d, oberhalb des Flammrohres,
verschlossen. Zum Zwecke der Reinigung wird dieser Deckel vom Heizerstande
aus mittelst Zugkette angehoben, sodaß die Feuergase nunmehr einen direkten
Weg nach dem Zug finden. Da die Heizröhren dadurch außer Betrieb geseßt
sind, so können sie mittelst einer der Rohrreinigung8- Vorrichtungen mechanisch
gereinigt oder mittelst Dampf ausgeblasen werden. Nach beendigter Reinigung
wird der Kessel wieder in Betrieb gesetzt, sobald der Deckel d des Fahrlochstußens
in die bezeichnete Schlußstellung gebracht wird.
Diese Kessel werden von der Fabrik für 80--200 qm Heizfläche gebaut.
Reine Heizröhrenkessel kommen für stationäre Dampffessel-Anlagen selten zur
Anwendung. Gewöhnlich werden sie in Verbindung mit anderen Kesselarten gebaut.
Da der Raum zur Ausstellung eines Kessels meistens nach der Höhe viel billiger
ist als nach der Breite, so werden Flammrohrkessel mit Röhrenkessel vielfach in
der Weise vereinigt, daß der Röhrenkessel über den Flammrohrkessel gelegt wird.
Beide Kessel können alsdann getrennten Wasser- und Dampfraum haben, oder
der obere Heizröhrenkessel enthält den Dampfraum allein. Ueber letztere An-
ordnung äußert sich von Reiche *): „Die Dampfblasen, welche bei der heftigen
Dampfentwickelung im Flammrohrkessel entstehen, müssen diesen seiner ganzen
Länge nach durchstreichen, um durch den Verbindungsstuzen in den Oberkessel
zu gelangen. Dabei entstehen starke Wallungen in dem Unterkessel und der
Dampf wird naß“.
Der hintere Verbindungsstußen giebt eine Veranlassung, daß der Schlamm
und Kesselstein an der hinteren Wand des Oberkessels sich stark ablagern. Die
genannten Uebelstände zeigen die Kessel mit getrenntem Wasser- und Dampf-
raum nicht.
*) von Reiche, „Anlage und Betrieb der Dampfkessel“.