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Die weitröhrigen Wasserröhrenkessel können nach Art der Verbindung der
einzelnen Röhren unter sich und mit dem Dampfsammler unterschieden werden.
Hiernach werden die Kessel in drei Gruppen getheilt:
1. Kessel, bei denen die einzelnen Rohre durc< Kappen mit einander ver-
bunden sind;
2. Ressel, bei denen die einzelnen Rohrreihen durch Kammern mit einander
verbunden sind;
3. Kessel, bei denen die einzelnen Rohre durch eine oder zwei Dampf-
kammern verbunden sind.
1. Kessel, bei denen die einzelnen Rohre durch Kappen mit
einander verbunden sind. Hierher gehören alle Kessel, welche nach Art des
Root'schen (sprich: Ruth) gebaut werden, eines Wasserröhrenkessels, wie er zuerst
in Amerika zur Ausführung kam. Fig. 411 und 412 zeigen eine Ausführungsform
dieser Kesselart von Walther & Cie. in Kalk bei Köln. Die Röhren, aus denen
der Kessel sich zusammensetzt, haben einen Durchmesser von 100-127 mm und eine
Länge von 2,84--4 m. . Sie werden parallel zu einander und nach hinten geneigt
angeordnet, und die einzelnen Nohrreihen werden gegen einander verseßt. Jedes
Rohr ist sowohl vorn wie hinten in einen Kopf von Gußstahl eingeschraubt,
welcher stet3 zwei Rohre kappenartig übergreift und mit einander verbindet.
In dieser Weise sind die Rohre jeder Reihe mit den Röhren der nächstfolgenden
in Verbindung gebracht, sodaß sich Reihen von schraubenförmig mit einander
verbundenen Röhren bilden. Die oberste dieser Rohrreihen ist ebenfalls mittelst
Kappenverbindung an dem Dampfsammler D angeschlossen, der oberhalb der
Röhren und quer zu denselben lagert. In derselben Weise sind die untersten
Enden der Röhren mit dem Schlammsammler 8, der an tiefster Stelle des Kessels
quer zu den Röhren liegt, durch Kappen verbunden.
Die schräge Lage der Röhren soll vor Allem das Aufsteigen der Dampf-
blasen begünstigen. Da aber das Gemisch von heißem Wasser und Dampf, welches
in jedem Rohre sich bildet, einen Zickza>weg nach oben zu durchlaufen hat, so
kann bei dieser Kesselart die Bedingung der schnellen Dampfableitung nur schlecht
erfüllt werden. Die Dampfblasen des tiefer liegenden Rohres können wohl schnell
bis zur obersten Stelle in demselben Rohr aussteigen, da sie aber durch das
nächste höherliegende Rohr hindurch müssen, so ist dessen nach hinten geneigte
Lage dem Aufsteigen der Dampfblasen hinderlich, und die Dampfblasen, die sich
in diejem Rohre selbst entwickeln, treten ebenfalls hindernd den .aufsteigenden
Dampfblajen entgegen. So entsteht eine starke Wallung in dem Kessel, bei welcher
Wasser mit Dampf so stark vermischt werden, daß ein sehr nasser Dampf sich
bildet. Damit dieser einen Theil seiner Feuchtigkeit verliert, bevor er in den
Dampfsammler gelangt, wird der Wasserstand in dem Kessel so tief angenommen,
daß die oberen Enden eines Theiles der von Heizgasen umspülten Rohre von
Wasser frei bleiben, sodaß das mitgerissene Wasser hier nachträglich verdampft
werden kann.