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An Stelle der Achsialturbinen wendet Parson in neuerer Zeit Radial- .
turbinen mit Innenbeaufschlagung an. Wie Fig. 701 und 702 erkennen lassen,
Fin. ' Fig. 702.
wechseln die Leitrad- und Laufradkränze ab. Die in einem Leitrad erzeugte
Dampfgeschwindigkeit wird in dem folgenden Laufrad in Arbeit umgesetzt. Die
Laufräder LL sien auf einer gemeinsamen Scheibe 8,, welche auf der Welle W
befestigt ist, während die feste Scheibe 8, alle Seitradschaufeln I trägt. Damit
geringere Umdrehungsgeschwindigfeiten erhalten werden, muß der Dampf in einer
möglichst großen Anzahl von Druckstufen allmählich au8genußt werden, und es
werden de8halb auch eine Anzahl von derartigen Turbinenscheiben auf einer
Welle vereinigt. Troß der verhältnißmäßig großen Umfangsgeschwindigkeit von
175 m in der Sekunde, welche die Turbinenscheiben haben, sind die Schaufeln
aus Messingblech hergestellt und aufgelöthet.
Die Versuche *), welche über den Dampfverbrauch der Dampfturbine von
Parson angestellt wurden, zeigten, daß diese Turbinen den Kolbenmaschinen in
ihrer Leistung ebenbürtig sind. (Es steht durchaus nichts im Wege, diese Turbinen
anstatt mit Dampf, mit hochgespannten Gasen oder mit Druckluft laufen zu lassen.
Zu bedenken ist aber immer, daß der Motor einer ganz vorzüglichen Ausführung
bedarf, wenn er lebensfähig sein foll. Parson hat es soweit gebracht, daß eine
Maschine, welche 3 Jahre lang, täglich 10 Stunden lief, nur ganz unbedeutende
Abnutzungen der Lager zeigte.
*) Nach Versuchen von Prof. Ewing hat die Parson-Turbine, welche den Torpedo-
zerstörer „Turbinia“ treibt, bei einer Geschwindigkeit von 32 Knoten etwa 66 kg Dampf für
die Pferdekraftstunde und bei einer Geschwindigkeit von 34*/» Knoten noch etwas weniger
gebraucht. (Dingler'8 „PBolytechnisches Journal“, Jahrgang 1900.)