Kraftgasanlagen.
Wir wissen bereits, daß zum Betrieb der Ga3motoren das Leuchtgas, und
zwar sowohl das, welches aus Steinkohlen gewonnen wird, als auch das Oelgas
benutzt wird. Aber auch Wassergas und Generatorgas sind zu diesem Zwecke
im Gebrauch. In Städten, welche eine Gasanstalt besigen, wird meistens das
Leuchtgas aus der städtischen Leitung benußt. Da indessen der Preis des
städtischen Leuchtgases verhältnißmäßig hoch ist =- es muß 1 cbm Leuchtgas mit
8--20 Pfennigen bezahlt werden =- so sind auch die Betriebskosten solcher Gas3-
motoren verhältnißmäßig hohe. Der Verbrauch eines Gasmotor8 an Leuchtgas
beträgt nämlich zwischen 0,5 und 1 chm für jede Pferdekraftstunde, je nachdem
der Motor mehr oder weniger Arbeit zu leisten hat und je nachdem sein Mecha-
niSmus in gutem oder schlechtem Zustand sich befindet. Nehmen wir als mittleren
Preis des städtischen Leuchtgases 12 Pfennige für den Cubikmeter an, und nehmen
wir an, daß im Mittel von einer Gaskraftmaschine, welche längere Zeit im Gebrauch
ist, 0,7 cbm für jede Pferdekraftstunde gebraucht werden, so stellen sich die Kosten für
die Pferdekraftstunde bei dem Gasmotor auf etwa 8 Pfennige. Diese Kosten sind
reichlich noch einmal so hoch, wie für Dampfbetrieb. Es ist der Gas8motor nur wegen
seiner großen Bequemlichkeit in der Aufstellung und Bedienung und namentlich des-
wegen bevorzugt worden, weil er jederzeit in und außer Betrieb gesezt werden kann.
Die Kosten für das Leuchtgas können aber wesentlich verringert werden,
wenn man eine eigene Gasanlage für den Gasmotor errichtet. Wo man Gas-
motoren für größere Leistungen aufstellt, unterläßt man es auch nicht, sich das
Kraftgas selbst herzustellen. Es ist al8dann nicht das Steinkohlenga8s, welches
man fich selbst bereitet, sondern ein Oelgas.
Das Oelgas wird aus thierischen oder Pflanzenfetten, aus Rohnaphtha,
Braunkohlen, Theerölen, fetthaltigen Niederschlägen, aus den Abgangswässern der
Wollwäschereien und Tuchfabriken, aus Pechen, Harzen u. s. w. erzeugt. Die
Anlage zur Bereitung des Oelgases ist eine wesentlich einfachere, als die zur
Bereitung des Steinkohlengases. Die ölhaltigen Stoffe werden in einer guß-
eisernen Retorte auf etwa 900? erhißt und das entwickelte Gas durch einen
Reinigung3apparat hindurchgeleitet, bevor e8 in den Gasbehälter tritt.
Das Wassjergas kommt bei uns zum Betriebe von Gasmotoren weniger in
Anwendung als in Amerifa. Ein Nachtheil des Wassergases ist seine Giftigkeit,
die es durch einen starken Gehalt an Kohlenoxydgas besitzt, und die dadurch noch
gesteigert wird, daß das Gas fast gar keinen Geruch verbreitet. Es wird dadurch
gewonnen, daß man durch ein Gefäß, welches glühenden Brennstoff enthält, unter
Abschluß von Luft Wasserdampf hindurchleitet.
Das Generatorgas bildet sich bei der direkten Verbrennung von festen Brenn-
stoffen und zwar namentlich von Anthracit und Coaks in Schachtöfen, den so-
genannten Gasgeneratoren. Die erforderliche Luftmenge läßt man entweder offen
srei zuströmen oder führt sie mitielst eines Gebläse8 zu. Man kann auf 1 qm
Rostfläche etwa 40--50 kg Kohlen in der Stunde vergasen.
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