116 Erster Teil. 88.
metrische, das Begrenzte "); ich bringe in ihm das Begrenzte
hinein in das Unbegrenzte. So auch Aristoteles ?). Ein Eng-
länder des vorigen Jahrhunderts spricht sogar von einer Schön-
heit in mathematischen Figuren und Lehrsägen*?). J< will hier
auch zitieren, wie Goethe im Gespräß mit Hemsterhuis das
Schöne definiert hat. Er berichtet darüber: „I< aber mußte
jagen: das Schöne sei, wenn wir das geseßzmäßig Lebendige in
jeiner größten Thätigkeit und Vollkommenheit schauen, wodurch
wir zur Reproduktion gereizt uns gleichfalls lebendig und in
höchste Thätigkeit versezt fühlen.“ =- Bemerken Sie es wohl!
Das haben wir uns ja bereits auch gesagt. --
Wie verhält es si< nun aber mit der Gesetzmäßigkeit,
Regelmäßigkeit?
Vorausgeschit sei: Einige der Momente, die wir nun zu
verfolgen haben, sind allerdings starr mathematisch und gelten
auch in bestimmten Gebieten der Kunst. Aber es ist wohl zu
beachten: diese Momente, die wir abstrakt nennen wollen, weil
sie keine lebende Naturform ausdrü>en, sie walten nicht durch
die ganze Sphäre des Schönen, sondern werden in großen Ge-
bieten dur<brochen, so daß sie nur noch ungefähr hereinstreifen“).
Und auch da, wo sie walten, stet etwas anderes no< dahinter,
als es scheint. Jedoch im allgemeinen ist zu sagen: es wird
immer sein: Einheit in der Vielheit. Nichts Zusammen-
hangloses ist schön. Die Vielheit muß gebunden sein durch
eine Einheit.
Verlangt wird vor allem: bestimmte äußere Be-
grenzung. Dies geht nun natürlich shon daraus hervor, daß
wir gleich gesagt haben, das Schöne sei immer ein Individuum.
Begrenzung in Raum und Zeit, das scheint sich so ungeheuer
von selbst zu verstehen, daß man fragen könnte: warum bringt
?) Philebus: w.5rp16T1g za gup.uerola, Wirkung des nepa im änztpov.
?) Taftg zol gupuertpia z0l T6 Mplarz2yov.
8) Hutcheson : Enquiry in to the orgine of our ideas of beautie
and vertue, 1720 (er sieht alles in der Regelmäßigkeit, Symmetrie, Pro-
portion). Dagegen Burke: Enquiry of our ideas of the sublime and
beautiful, 1757.
H =Val. .Fr."Vischer, Kritische Gänge, N. F. 11, S. 64, 71, 72. A. dD. H.
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