Full text: Das Schöne und die Kunst (1. Reihe)

VIII Vorwort des Herausgebers3. 
sicherer, und. dies ermutigte mi<h bei ihrem beständigen Hin 
und Her. Wo hier etwas fehlte, gab es dort Ersaß. Zeitlich 
weit. getrennte Aussprüche fügten sich organisch zusammen wie 
Glieder eines Körper3; und so kam schließlich ein Ganzes zu 
stande, dem es keineswegs an natürlicher Einheit mangelt. 
Es ist selbstverständlih, daß ich den originalen Wortlaut 
möglichst festhielt, jedo<M wer erkennt, wel< ein Unterschied 
zwischen mündlicher und schriftlicher Ausdruksweise besteht, der 
wird auch begreifen, daß hier unvermeidlich so manches zu 
ändern war. Um solche Vorträge, die nicht vom Redner selbst 
fixiert sind, für den Dru>k geeignet zu machen, gibt es viel 
mehr zu thun, als ein Unerfahrener vorausseßt. I< hielt mir 
aber dabei stets den Charakter der Rede gegenwärtig und war 
immer darauf bedacht, daß die individuelle Sprechweise meines 
Vaters durch keinen fremden Bestandteil verde>t werde. 
„Eine Rede ist ein für allemal keine Schreibe.“ Das 
steht im Vorwort. zu seinem Vortrag „Der Krieg und die 
Künste“ 9). Er war grundsäßlich dagegen, Reden drucken zu 
lassen. Nur ausnahmsweise entschloß er sich dazu, um sich zu 
rechtfertigen, und auf besonderen Wunsch von Freunden. Hier 
zwar haben wir es mit Lehrvorträgen zu thun, die schon als 
solhe, um ihres Inhalts willen, verdienen, typographisc<h ver- 
breitet zu werden. Allein sie kamen oft Reden sehr nahe, und 
was hier vorliegt, ist durhaus als mündliche Aeußerung zu 
verstehen, die nur für sein Auditorium bestimmt war. Man 
muß daher beim Lesen innerlich zuhören, muß im Geiste unter 
seinen Schülern sigen. Er sah es ungern, wenn sie nachschrieben, 
wollte zu hergewendeten Gesichtern reden wie in einem Gespräch. 
Mit dem, was er sagte, gehörte untrennbar zusammen seine 
Persönlichkeit, sein Antliß, sein Blick, die Art, wie er dastand, 
si< hielt und bewegte, wie seine Worte zur Seele klangen, 
wie er mit seinem ganzen Selbst dabei war. Das muß die 
Vorstellung sich ergänzen; und nur die ehemaligen Schüler sind 
1) Stuttgart, W. Spemann, 1872 S. KIll, XIV.
	        
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