15E Erstex Teil. 89.
jolche Eigenschaften. Wir haben darin no< einen ungemeinen
Rest von heidnis<er Mythologie. Den Teufel nahm man aus
dem Persischen. Und nicht genug damit. Der herrliche Charakter,
der bewundernswert edle, reine, gemütsfreie , wohlwollende,
liebevolle Mensch Jesus, der freilih Worte gesprochen, die ewig
wahr sind: wir ruhten nicht, bis er ein Halbgott wurde, ein
Sohn Gottes. Das ist heidnischer Einfluß. =-
Unjer Geist bildet sih das Jdeal eines vollkommenen
Mens<hen; er sammelt in sich die Vollkommenheit, die in allen
Menschen irgendwie getrübt erscheint, zu einer reinen Vorstellung.
Dieses ideale Bild in unserem Geist kann nicht historisch jein, ,
das ist nicht möglich, sonst bricht Jhnen jeder Begriff eines
Naturgeseßes zusammen, und es herrsc<ht Wahnsinn. Die Wunder
können nicht historis< sein. Und die Auferstehung? Sie ist
ein Sinnbild der Wahrheit, daß der Geist niht umzubringen
ist. Dieses Sinnbild dient dem naiven Bewußtsein, kann aber
kein Faktum sein. Aber wie gesagt: Die Volksreligion ver-
wechselt Symbol und Realität und wird diejenigen immer ver-
dammen, die die Symbole nicht für Thatsachen halten und mit
der Waffe der Kritik aufzuzeigen suchen, daß sie es nicht sind.
Weiter! Die positive Religion ist bemüht, den Trost über
die Uebel der Welt sich bildlich vorzustellen, indem sie sagt:
hier nicht, aber anderswo kommt dann Belohnung des Guten
und Bestrafung des Bösen. „Ander3wo?“ Wo denn? Die Natur-
wissenschaft zeigt, daß das Weltall, unendlih im Raum und in
der Zeit, anderen Wesen keine Stelle gibt, als solchen, die,
wenn sie leben, auch leiden müssen. Existieren heißt eben: in
die Welt der Schranken hineingeseßt sein und gegen Uebel
kämpfen. Ein anderes Einzelwesen gibt es nicht, wenn irgend
ein Wort der Naturwissenschaft wahr sein soll. -- Ein anderes
Mal und anderswo, heißt es. da Das Schöne hingegen sagt:
nein; hier und jet. ==
Es gibt weder Himmel no< Hölle, oben und unten; damit
dränge die ganze Mythologie herein. Das Christentum hat sich
nicht genügen lassen mit einem Gott. Wie es seinen Begründer
als zweiten Gott neben den ersten stellte, so erhob es Maria,
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