Das Komische. 7
sind Menschen: der Ertappende und der Ertappte. Einer lacht
über den anderen. So lacht die Mens<heit über sich selbst.
E3 kann aber auc< nur einer sein und dies ist der feinere
Fall des Komis<hen. I< entdefe Schwächen an mir selbst und
lache über mich selbst. Dies ist der Humor: der sich selbst er-
tappende und verlachende Mens<h. Da es also im wesentlichen
gleich ist, ob das Komische von zweien oder von einem erzeugt wird,
so ist es gleich, ob wir sagen: das Komische ist der ertappende
Mensc<, oder: es ist der ertappte Mens<. Die mens<liche
Blindheit kommt über sih zum Bewußtsein. Es ist die Be-
sinnung des Mensc<en über seine Verkehrtheit. Also das
Komische und zwar das wahrhaft, das humoristisc< Komische ist
der über seiner Schwäche si< ertappende und zur Besinnung
kommende Mens<. Darin liegt eine Befreiung. Jndem ich mich
erfenne, löse ich mich aus der Enge; ich steige heraus, ich entlaste
mich. Die Humoristen entde>en ihre eigenen Schwächen und
geben sie preis im Gespräch. Was der Humorist hiermit preis-
gibt, erniedrigt ihn (denn es sind Schwächen). Daß er es
aber preisgibt, erhebt ihn, hebt seinen Geist heraus aus der
Klemme des Lebens, in der wir alle stefen, heraus aus dem
allgemeinen Weltspital.
Ein Bauer ist stark berauscht und taumelt im Ziczac>k.
Er hat roten und weißen Wein getrunken. Wenn es ihn nach
rechts wirft, ruft er: „weißer, wehr dich!“; wenn nach links:
„voter, wehr dich!“ Er meint, diese zwei Weine haben einen
Krieg in ihm. Dieser betrunkene Bauer ist der Mensch, der
weiße Wein in uns die Vernunft, der rote die Leidenschaft, die
Schwäche. Diese zwei Weine werfen uns im Zikza> hin und
her. Im Leben ist nichts recht bestellt; wir wissen keinen
Augenbli>, ob nicht jeder vernünftige Zusammenhang durch-
stoßen wird. Das Schönste, Zarteste liegt hart neben der
Bagatelle. Immer wieder liegen die Dinge kreuz und quer,
schief und vertauscht. Aber am Ende thut's nichts; unsere
Existenz ist troßdem nicht s<le<ht, weil doh diese Besinnung
darin ist. Wenn wir es erfennen und den Mut haben, es aus-
zusprechen, so erheben und befreien wir uns. Ueber die Blind-
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