Full text: Das Schöne und die Kunst (1. Reihe)

Das Drollige. Der Wik. 189 
Volksges<hma&> der Zeit. Zum Beispiel: Zwei Teufel mit 
enorm langen Nasen empfangen Christus bei seinem Eintritt 
in die Unterwelt. = Unvereinbare Vorstellungen sol man da 
vereinen; das gibt den Stoß des Komischen. 
Die zweite Hauptform des Komischen ist der Wiß. Er 
ist, wie Ruge treffend sagt, das bewußte Vollbringen des komi- 
s<en Aktes, das Vollziehen desselben durch Reflexion. Zwei 
an sich unvereinbare Vorstellungen werden denno< in einen 
Schein von Einheit gestellt, und das geschieht mit bere<hnender 
Absicht. Der Wiß muß gemacht werden; die pointe des 
Konflikts in der falschen Einheit wird bewußt herausgehoben. 
Der Wiß zieht aus ganz entlegenem Gebiet eine Vorstellung 
herbei, die er der jeht wirkenden blißartig unter die Beine 
wirft. Der Wortspielwiz thut, als ob zweierlei Bedeutungen 
eines Wortes dasselbe wären. Zum Beispiel es erzählt einer: 
In Alessandria fiel der Papst Pius IX. und die ganze zum 
Diner um ihn versammelte Gesells<aft von höheren Geistlichen 
durc< den unter ihrem Gewichte brechenden Boden. Zum Vor- 
stellen ist das komisc< im burlesken Sinn. Ein Zuhörer fügt 
aber bei: „Da wäre der Papst also do< nicht infallibel;“ = 
und jeßt haben Sie einen Wiß. = Dann der bekannte Wiß 
von Börne: Als Pythagoras seinen mathematischen Lehrsaß 
gefunden hatte, opferte er eine Hekatombe. Seitdem zittert 
jeder O<s8, wenn eine neue Wahrheit gefunden wird. = Oder: 
Es wurden deutsche Tierärzte nac<ß ZJtalien geschi>t, weil eine 
päpstlihe „Bulle“ ausgebro<hen war. 
Der Wiz ist ein spißiges Ding, -- der destillierte Geist 
des Komischen, aus feinen Spißgläsern genippt. Er neigt zur 
Satire. Dieser wollen wir. ihre Bedeutung nicht absprechen; 
sie kann für eine Zeit von hohem Werte sein; aber sie ist keine 
reine Form des Komischen und nimmt im Gebiete des Schönen 
eine untergeordnete Stelle ein, denn sie hat einen Zwe> (der wohl 
sehr gut sein kann), und das Schöne hat keinen Zwe>. Höher 
steht deshalb der zwelose, der sogenannte „schlechte“ Wiß, der 
in der That der gute ist. Das Schöne will nicht pa>end treffen, 
will nichts polemisch erzielen, und man. könnte deshalb sagen:
	        
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